Heft 
(1955) 9
Seite
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Er war ein Wilsnacker Kind und starb im Jahre 1401. Seine Grabstätte ist im Havelberger Dom zu finden.

Zum Schluß sei noch auf ein Kuriosum der Wilsnacker Kirche hingewie­sen. Im allgemeinen pflegen Kirchen ihren Turm außen zu haben, die Wilsnacker Kirche dagegen hat nur einen kleinen Dachreiter, aber einge­baut den alten steinernen Turm der ehemaligen Dorfkirche. Beim Bau des neuen großen Gotteshauses ließ man diesen Turm zunächst zur Abstützung des Gewölbes stehen, bis er bei dem vorzeitigen Abschluß des Baues einfach belassen und außen mit einem Portal versehen wurde.

Und nun lassen wir abschiednehmend noch einmal den Blick durch die Weite des ehrwürdigen Bauwerkes schweifen und wünschen, daß diese unvollendete Symphonie in Stein noch lange bestehen möge als Brücke von der Vergangenheit in die Zukunft.

ALBERT HOPPE

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Wenn die Kleinen rauben, hängt man sie, tuen es aber die Großen, und seien es ganze Länder und Fürstentümer, ists recht, so steht's in Grim­melshausensSimplizissimus. So war es also nach dieser damaligen völkerrechtlichen Gepflogenheit ganz in Ordnung, wenn der Ritter Heinrich von Bülow 1383 das Dörfchen Wilsnack ausplünderte, nieder­brannte und 'alles Vieh wegtrieb. Er hatte leichte Arbeit, denn bis auf ein paar alte Leute waren die Menschen weit und breit nach Havelberg geeilt, wo man in diesem Jahr das Domweihfest ganz besonders groß aufgezogen hatte, da mit ihm die Erinnerungsfeier des Wendensturmes vor 400 Jahren verbunden war. Die armen zurückgekehrten Wilsnacker hatten nicht viel Grund zum Hadern, denn der Ritter Bülow hatte dem Havelberger Bischof, ihrem Herrn, ganz ordnungsgemäß die Fehde angesagt. Und mit der Tat­sache, daß die Kleinen es ausbaden müssen, wenn die Großen sich streiten, waren sie vertraut. Sie konnten sich lediglich trösten, daß es durch den­selben Bülow 10 weiteren Dörfern genau so ergangen war und daß bald darauf auch die Stadt Pritzwalk von ihm um zehnhundert lübesche Mark Silbers und viel Hab und Gut erleichtert wurde, wobei auch noch zahl­reiche Bürger ihr Leben lassen mußten. So war das eben damals. Heute sind wir Menschen besser.

Wo das Wissen fehlt, hilft der Glaube. Der Priester Johannes Cabuz wußte nicht, konnte es damals auch noch nicht wissen, daß die Hostien trotz der Weihe nicht Fleisch und Blut wurden, sondern ein Gebäck blieben, das

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