Heft 
(1955) 9
Seite
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KURT JENKE

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DK. WILHELM HARNISCH

AM 28. AUGUST 1787 GEBOREN

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So lesen wir auf einer Marmortafel, die über der Einfahrt des Hauses Lindenstraße 9 in Bad Wilsnack angebracht ist.

Wer war Dr. Wilhelm Harnisch? Wodurch ist er so berühmt geworden, daß Bad Wilsnack ihn seinen größten Sohn nennt und noch heute voller Stolz auf sein Geburtshaus blickt?

Harnischs Vater war Bürger und Schneidermeister in Wilsnack. Er stammte aus einer dort seit Jahrhunderten ansässigen Bauernfamilie. Wilhelm Harnisch selbst ging in den Lehrerberuf. 1809 trat er als Erzieher in das Plamannsche Institut Berlin ein und wirkte dort mit seinem Prignitzer Landsmann F. L. Jahn zusammen. Er war diesem ein getreuer und be­geisterter Mitarbeiter in der Schaffung des deutschen Turnens und blieb dieses zeit seines Lebens. Das eigentliche Lebenswerk unseres Pädagogen, das, was ihn berühmt und zum Vorkämpfer einer neuen Epoche auf dem Gebiete des Schulwesens machte, war jedoch sein unermüdlicher Einsatz für die Schaffung einer wahrenVolksschule. An vielen Veröffentlichun­gen, in einer von ihm herausgegebenen Zeitschrift und in drei Büchern, erschienen 1812, 1820 und 1844, zeigte er in umfassender Beleuchtung als erster die Notwendigkeit und den Weg zum Aufbau einer echtenSchule des Volkes. Er versuchte, für seine Ideen als Lehrer und dann als Direktor der Lehrerseminare in Breslau und Weißenfels in der heranwachsenden Lehrergeneration den Grund zu legen..

In seiner im Jahre 1812 erschienenen SchriftDeutsche Volksschulen mit besonderer Rüdesicht auf die Pestalozzischen Grundsätze finden wir For­derungen, wie sie mit solcher Kühnheit und Folgerichtigkeit von keinem seiner Zeitgenossen ausgesprochen worden sind. Bedenken wir dabei, daß Harnisch vor einhundertfünfzig Jahren lebte, also in einer Zeit, in der die Schulverhältnisse noch sehr im argen lagen, in der die Kirche einen ge­waltigen Einfluß auf die Schulen ausübte.

Uber den Begriff der Volksschule lesen wir:Das Volk ist ein hoher Begriff, keine Bezeichnung der ungebildeten Menschen. Volksschulen

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