holen. Die Reiter zerrten ihn bei der Überrumpelung auf ein Pferd und brachten ihn in das Verließ der Burg. Ein halbes Jahr saß er hier, dann kam der Prozeß, der auch auf der Plattenburg stattfand. Conradi verlangte Todesstrafe und Scheiterhaufen. Die Stände und der Kurfürst mischten sich ein. Das Urteil lautete auf Verbannung. Ellefeld wurde mit Frau und Kindern des Landes verwiesen und blieb verschollen.
Wenn wir ins graue Mittelalter zurückschauen, sind wir leicht geneigt, unsere Zeit für besser zu halten. Wir lächeln über Vergangenes oder spotten gar darüber. Wir wissen, daß sich alles entwickelt, und so haben wir das stolze Selbstbewußtsein, daß wir modernen Menschen humgner, toleranter, aufgeklärter geworden sind. Und doch hat unsere Zeit es fertig gebracht, nicht nur ein paar armselige Dörfer, sondern ganze Städte „auszuradieren“, Länder zu vernichten und Menschen heimatlos zu machen. Und auch unsere Zeit hängt noch am Wunder. In den Glaubensbekenntnissen liegen sie verankert. Und auch unsere Zeit hat noch in ihren Religionen und Ideologien ihre Mirakel oder ihr Symbol. Die Wallfahrerzüge zu ihnen sind heute meist mächtiger als damals. Leibliche und seelische Not gibt es allenthalben auch heute, und die Tendenz zur Glaubensstählung ist auch heute noch lebendig und wirksam.
„Andre Zeit hat andre Weise“. Mühen wir uns, die alte zu verstehen, und achten wir darauf, daß wir die unsere recht gestalten. Denn auch über sie wird einmal geurteilt werden.
KURT v. RÖNNE
LETZTE ADVENTSKERZE
Wenn die Kerze erlischt, liegt im Dunkel die Welt, harrend der Stunde, da im Glanz der Lichter der Baum sich erhellt.
Da in eine Welt, zerrissen von Sorgen und Leid.
Friede für Stunden einzieht,
Friede der Ewigkeit.
Sind dann die Kerzen erloschen, Steht im Dunkel der Baum, zieht das Sehnen nach irdischem Frieden schwer durch den Raum.
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