Heft 
(1955) 9
Seite
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Dr. H. V. K O V A T S I T S Chefarzt der Rheumaheilstätte Bad Wilsnack

Die Rheumaheilstätte Bad Wilsnack

Liebe Freunde!

Seid Ihr schon einmal von Abbendorf nach Legde gewandert? Dann habt Ihr sicher auch nach links über die kilometerlangen Wiesen und Koppeln geschaut und auf den horizontbegrenzenden Wald. Und sicher habt Ihr dann auch die Wunderblutkirche von Wilsnack weit aus der Ferne über diese weiten Wiesen und über den Wald herübergrüßen sehen. So werden die sehnsüchtigen Augen der vielen, vielen Pilger, die im Mittelalter zum Wunderblut nach Wilsnack wallfahrteten, mit frohem Herzen das Ende ihrer langen Reise gesehen haben. Kamen doch diese Pilger aus ganz Europa nach Wilsnack, in der Hoffnung, hier Heilung von Leiden und Gebrechen zu Anden.

Nicht mit Unrecht hat man in unserem Jahrhundert oft das alte Wunder­blut und das im Jahre 1906 in Betrieb genommene Moorbad miteinander verglichen. Um die Jahrhundertwende fand der Stadtförster Zimmermann auf den Karthanewiesen Moor, und da er selbst ein Rheumatiker war und sich mit den Behandiungs- und Heilungsmethoden dieser so weit verbreite­ten Volkskrankheit aus eigenem Interesse intensiv beschäftigte, veranlaßte er eine chemische Analyse des Moores aus den Karthanewiesen. Die Analyse zeigte ein sehr gutes Ergebnis. Auf Veranlassung des Stadtförsters wurde dann das erste Badehäuschen in Wilsnack errichtet. Wir können es heute noch sehen; es beherbergt die Wäscherei der Rheumaheilstätte. 1906 wur­den in diesem ersten Badehäuschen von Wilsnack je Tag, nur mit der Hand zubereitet, 3 Moorbäder hergestellt. Im Laufe der Zeit fanden die Wilsnacker Moorbäder mehr und mehr Anklang, und es wurde die jetzige Moorbadeanstalt gebaut. Einige Jahre später interessierten sich die Ge­brüder Wittler, Wilsnacker Kinder, Besitzer einer Berliner Brotfabrik, für das Moorbad, und 1926 kam der Bau des Neuen Kurhauses zustande. Leider wurde das Neue Kurhaus mit seiner gut eingerichteten Badeanstalt der Spielball übler Spekulanten. Alle, die unser Bad aus der damaligen Zeit kennen, haben noch den HerrnBaurat in schlechtester Erinnerung, eine dunkle Existenz mit übelsten Angewohnheiten.

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