Heft 
(1955) 9
Seite
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schule) gelangen. Im Volksmund heißt dieser malerische Übergangder Schwibbogen.

Durchschreitet man den Eingang in die Sakristei, so kann man die Stärke des Mauerwerkes kennenlernen. Die Eichentür mit ihrem hübsch verzier­ten Schloß und den soliden Eisenbändern hat gewiß auch schon so manches Jahrhundert auf dem Buckel. Es ist durchaus möglich, daß diese Tür noch aus der alten Wilsnacker Dorfkirche stammt.

Hier in den Wandschränken der Sakristei sind noch etliche Überbleibsel aus der Zeit der Wallfahrten erhalten. Ein kleiner schöner Tragaltar aus Messing ist leider so stark beschädigt, daß wir uns nur an den Reliefs auf den Innnenseiten seiner Türen erfreuen können. Allerlei Handschellen und Fußeisen sind aufoewahrt, von den Pilgern zum Danke hiergelassen, die bei Anrufung desWunderblutes angeblich abgefallen seien. Ein leichtes Schwert ist noch vorhanden, aus Leder eine Art Pompadour, ein Schuh und dann verschiedene gewaltige versteinerte Knochen, anscheinend die Wirbelknochen eines Wales sowie Mammutknochen, die zum Staunen der Pilger damals ausgestellt bzw. aufgehängt waren. Eine Wallfahrt zu jener Zeit war bestimmt nicht so einfach wie heute unsere Reisen per Eisenbahn, Auto oder Fahrrad, vor allem auch gefährdet durch Räuber, die in den Wäldern ihr Unwesen trieben. So sollte also den Pilgern auch am Ziel ihrer beschwerlichen Wanderung allerlei zur Erbauung, Stärkung und Kurzweil geboten werden.

Kehren wir nun wieder der Sakristei den Rücken, so sehen wir einen Sandsteinleuchter, den sogenannten Osterleuchter aus dem Ende des 14. Jahrhunderts im gotischen Stil. Leider ist er in späterer Zeit häßlich überstrichen worden. Er diente als Ständer für einen hölzernen Lichter­baum, der eine so große Kerze trug, daß. sie von der Empore aus ange­zündet werden mußte. Für die Erhaltung diesesEwigen Lichtes sorgten die Ungarn, die ebenso wie die Polen alljährlich in großer Zahl nach Wilsnack gekommen sind.

Das nördliche Querschiff hat das schon erwähnte Fenster mit den restlichen Glasmalereien aufzuweisen, es ist vor allem bemerkenswert durch seine Breite. In seinen Ausmaßen zählt es zu den größten Kirchenfenstern Deutschlands.

Zwei Grabplatten von einem Lehrer und späteren Pfarrer Lukas Lindberg und seiner Frau sind in die Wand eingelassen. In der lateini­schen Inschrift heißt es nach einer kurzen Lebensbeschreibung:Was du jetzt bist, bin ich selbst gewesen, was ich bin, wirst du nach kurzem werden. Daher will ich, daß du immer wieder des Todes gedenkest.

Nähern wir uns jetzt dem Ausgang, so finden wir an einem Pfeiler das lebensgroße Standbild des Bischofs Wöpelitz. In vollem Ornat, farbig bemalt, hält er in den Händen eine Kapsel, worin die Wunderbluchostien zu denken sind. Ihm vor allem ist der Bau dieser Kirche zuzuschreiben.

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