Nächten wird der Brunnentopf (Waldteufel) lebendig und auch die Hexen, gegen die man das Vieh durch Salz und Dill schützt. Heilige Nacht — da sollen in Franken „umb den Hahnenschrey zweene Bewme rechte Epfel tragen, so groß als eine gemeine Nuß“ (Würzburg 16. Jahrhundert), da soll der Schlehdorn in Thüringen blühen, am Kyffhäuser die blaue Wunderblume, im Elsaß der Rosenstock, in Tirol der Farn. In dieser Nacht werden alle Wasser zu Wein und alle Bäume zu Rosmarein. Wasser muß man aus der Quelle schöpfen, das oft zwei, drei Jahre sich unverdorben erhält. Friede und Freude bringt die Heilige Nacht, das selbst Tiere beginnen zu reden:
Wihnachenobend, denn goh wi na boben, denn pingelt de Klocken, denn danzen de Poggen, denn piepen de Müs, in aller Lüt hüs.
Eh’ denn der Tannenbaum, die Fichte, im 18. Jahrhundert sich einbürgerte, bediente man sich des Mistelzweiges. Er blieb über Winter grün und stand im Altgermanischen im hohen Ansehen. Stuben und Türen wurden damit geschmückt, mitten im kalten Winter, wo die Natur in ihrem Schlafe lag. Mit diesem vielfältigem Brauchtum verband die abendländische Kirche die Feier der Geburt Christi. Nach Vorschriften des Bischofs Liborius wurde dieser Tag, der früher verschieden gefeiert wurde, im Jahre 354 auf den 25. Dezember festgesetzt. Aus dem Licht der wiederansteigenden Sonne wurde das Licht der geistigen Gnade, verkörpert in der Person des Heilands, des Helians, dessen sittliche Mannesehre die tiefste Saite unserer Volksseele anschlug und freudig von ihr aufgenommen wurde. —