Issue 
(1891) 66
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Unwiederbringlich.

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Meinetwegen, Christine. Besprich es mit Schwarzkoppen und Deinem Bruder und natürlich mit unserer guten Dobschütz. Und dann thut nach Eurem Er­messen. Ist es doch überhaupt nutzlos, über all das eine Fehde zu führen, und ich ärgere mich nachträglich über jedes Wort, das ich Dir geantwortet habe. Denn eigentlich," und er nahm ihre Hand und küßte sie,eigentlich ist es doch eine kleine Comödie, die Du spielst, eine liebenswürdige kleine Comödie. Du willst mich, ich Weiß freilich nicht recht warum, in dem Glauben erholten, als ob ich hier auf Holkenäs etwas zu sagen hätte. Nun, Christine, Du bist nicht bloß viel charaktervoller als ich, Du bist auch viel klüger; aber so wenig klug bin ich doch nicht, daß ich nicht wissen sollte, wer hier Herr ist und nach wem es geht. Und wenn ich eines Morgens hier am Frühstückstisch erschiene, und Du sagtest mir:ich habe über Nacht zwei Pakete gemacht und das eine habe ich nach Schnepfenthal und das andere nach Gnadenfrei geschickt und in dem einen Paket war Axel und in dem anderen war Asta", so weißt Du mit jeder erdenklichen Gewißheit, daß ich vielleicht einen Augenblick stutzen, aber gewiß nicht wider­sprechen oder mich Wohl gar bis zu Vorwürfen steigern würde."

Die Gräfin lächelte halb befriedigt, halb wehmüthig.

5Nun sieh," fuhr Holk fort,Du gibst mir Recht und wenn Du noch einen ' Augenblick damit zögern wolltest, so würde ich mich zur Entscheidung an unsere , Freundin Julie wenden. Nicht wahr, liebe Dobschütz, es ist eine Thorheit und eigentlich ein grausames Spiel, von den Widersprüchen oder Unentschlossenheiten eines Mannes zu sprechen, dessen Unentschlossenheiten nie ein Hinderniß sind, weil sie durch die Bestimmtheiten seiner besseren Hälfte zu baren Gleichgültig­keiten herabsinken. Aber da biegt ja die Dronning Maria grad' um Farö-Klint herum. Noch fünf Minuten, so ist sie heran. Ich schlage vor, daß wir bis an § die Landungsbrücke gehen und die Kopenhagens Briefschaften in Empfang nehmen, sNein, ich," rief Asta, die das Wort von dem Herankommen der Dronning z Maria nebenan gehört und den Flügel, auf dem sie übte, sofort zugeklappt Chatte.Nein, ich; ich bin flinker." Und ehe noch mit einem Ja oder Nein ge­antwortet werden konnte, flog sie schon die Terrasse hinunter und auf den Pier jzu, dessen Endpunkt sie fast in demselben Augenblicke erreichte, wo das Schiss 'anlegte. Der Capitän, der die junge Comtesse sehr Wohl kannte, grüßte militä­risch und reichte dann persönlich von der Commandobrücke her die Zeitungen und Briefschaften. Einen Augenblick später setzte sich das Schiff, auf Glücks- ,burg zu, weiter in Bewegung. Asta aber eilte zurück, auf die Terrasse zu, und als sie halb heraus war, hielt sie schon einen Brief in die Höhe, an dessen 'Format und großem Siegel Graf und Gräfin unschwer erkannten, daß es ein dienstliches Schreiben sei. Gleich danach war die junge Comtesse wieder oben unter der Säulenhalle und legte die Zeitungen aus den Tisch, während sie den Brief dem Papa überreichte.

Dieser überflog die Adresse und las:Sr. Hochgeboren dem Grafen Helmuth Holk auf Holkenäs, stellvertretendem Propst des adligen Convents zu St. Jo­hannes in Schleswig, Kammerherr I. K. H. der Prinzessin Maria Eleonore."

So correct und so vollständig," sagte die Gräfinschreibt nur Einer. Der Brief muß also von Pentz sein. Ich muß immer lachen, wenn ich an ihn

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