Heft 
(1891) 66
Seite
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Deutsche Rundschau.

O, sie War charmant, einschmeichelnd, Liebling Aller, und ich möchte beinahe sagen, sie war mehr noch eine Ebba als eine Brahe, während unsere neue Ebba . .

Die Prinzessin stockte. . . .

. . . Mehr eine Rosenberg ist als eine Ebba," warf das Fräulein ein und verneigte sich unbefangen gegen die Prinzessin.

Herzliche Heiterkeit, an der selbst die beiden Pagoden der Gesellschaft, Erichsen und die Schimmelmann, theilnahmen, belohnte diese Selbstpersislirung, denn Jeder kannte nur zu gut den Stammbaum des Fräuleins und verstand durchaus den Sinn ihrer Worte. Nicht zum wenigsten die Prinzessin selbst, die denn auch eben darauf aus war, sich mit einer besonderen Freundlichkeit an Ebba zu wenden, als der alte Waldhüter in der Thür erschien und durch sein Erscheinen das mit der Prinzessin verabredete Zeichen gab. Und eine kleine Weile, so traten alle, vom Saal her, auf einen vorgebauten Balkon hinaus, von dem aus man einen prächtigen Fernblick auf die große, das Gesammtbild nach Westen hin abschließende Wald­masse hatte. Der zwischenliegende Wiesengrund war von einer beträchtlichen Aus­dehnung, an ein paar Stellen aber schoben sich Waldvorsprünge bis weit in du Wiese vor, und aus eben diesen Vorsprüngen traten jetzt Rudel Hirsche, zu zehn unk zwanzig aus die Plaine hinaus und setzten sich in einem spielenden Tempo, nicht rasch und nicht langsam, auf die Eremitage zu in Bewegung. Ebba war entzückt aber ehe sie's noch aussprechen konnte, sah sie schon, daß sich, im Hintergründe, dei ganze weite Waldbogen wie zu beleben begann, und in gleicher Weise wie bn dahin nur vereinzelte Rudel aus den vorgeschobenen Stellen herausgetreten waren traten jetzt viele Hunderte von Hirschen aus der zurückgelegenen Waldestiefe hervoi und setzten sich, Weil sie bei der unmittelbar bevorstehenden Defilircour nicht fehler wollten, in einen lebhaften Trab, anfänglich wirr und beinahe wild durcheinander bis sie sich, im Näherkommen, ordnungsmäßig gruppirten und nun sectionsweiß an der Eremitage vorüberzogen. Endlich, als auch die letzten vorbei waren, zer streuten sie sich wieder über die Wiese hin, und nun erst ermöglichte sich ein voll kommener Ueberblick über die Gesammtheit. Alle Größen und Farben waren ver treten und wenn schon die schwarzen Hirsche von Ebba bewundert worden waren so viel mehr noch die Weißen, die sich in verhältnißmäßig großer Zahl in dem Wild bestände vorfanden. Aber diese Stimmung Ebba's verflog, wie gewöhnlich, seh' rasch wieder, und alsbald zur Citirung von allerlei Strophen aus dänischen uni deutschen Volksliedern übergehend, versicherte sie, daß der Weiße Hirsch, in Allem Was Ballade betreffe, nach wie vor die Hauptrolle spiele, natürlich mit Ausnahm derWeißen Hinde", die noch höher stünde. Pentz seinerseits wollte dies nich wahr haben und versicherte mit vieler Emphase, daßdie Prinzessin und der Page' den Vortritt hätten und ihn auch ewig behaupten würden, eine Bemerkung, de die Prinzessin zustimmte, freilich mit einem Ansluge von Wehmuth.Ich acceptir das, was Pentz sagt, und möchte nicht, daß ihm widersprochen würde. Wi armen Prinzessinnen, wir haben schon nicht viel und aus der Welt der Wirklich keiten sind wir so gut wie verdrängt; nimmt man uns auch noch die Märchen und Balladenstelle, so weiß ich nicht, was wir überhaupt noch wollen." All schwiegen, weil sie zu sehr empfanden, wie richtig es war, und nur Ebba küßt die Hand ihrer Wohlthäterin und sagte:Gnädigste Prinzessin, es bleibt Got