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Deutsche Rundschau.
eilter Arbeit beendigen zu lassen, sondern sie, bis zu ihrem Besitze in guter Qualität, in Lichtbildern zu ersetzen*).
Ich meine nicht, daß dem Gymnasiasten der Zukunst Neuere Kunstgeschichte beizubringen sei. Alles bleibe der Schule sern, was den sreien kritischen Blick eines erwachsenen jungen Menschen voraussetzt. Der jüngere Schüler hat in den meisten Fällen zu glauben und nur in seltenen zu urtheilen. Der Lehrer aber soll, auch ohne in ihr Unterricht zu ertheilen, von Neuerer Kunstgeschichte wissen; für ihn kann das Gebiet der allgemeinen Bildung nicht weit genug gemessen werden. Einer der Säle des Museums, dessen Einrichtung ich hier bespreche, muß den Bildnissen unserer großen Männer geweiht sein. Nicht der „berühmten", sondern der „großen". Und zwar muß ausreichendes Material für ihre Erscheinung in den verschiedenen Zeiten ihres Alters geboten werden. Der hierfür dienende Theil des Kataloges bedarf besonders gearteter Einrichtung. Büsten, Gemälde und Zeichnungen sind zum Theil hier in Betracht zu ziehen. Dieser Saal wird von besonderer Wichtigkeit sein und seine besondere Mission haben. Er zumal ist für die Lehrer bestimmt. Der Lehrer muß auf all das eine abweisende oder erklärende Antwort zu geben haben, was der Schüler fragen könnte. Der Verlauf der menschlichen Erlebnisse muß ihm geläufig sein. Aus der Fülle seines Wissens heraus muß er die Andeutung schöpfen, durch die er den Schüler fördert, ohne daß dieser es weiß oder ahnt. Dies ist der Sinn der Pädagogik. Ich bin noch keinem meiner ehemaligen Zuhörer begegnet, der den weitreichenden Vortheil nicht empfunden hätte, der aus dem Studium der Kunstgeschichte ihm zuwuchs. Keinem aber habe ich bisher den großen Gang der europäischen Phantasieschöpsung so vortragen können, wie der Stoff es erforderte! Immer erlaubten die mir zu Gebote stehenden fragmentarischen Hülfsmittel nur fragmentarische Belehrung. Die Meinung war, es genüge, was die Museen darböten. Meinen Nachfolgern muß, soll ein Erfolg erzielt werden, zureichenderes Material zur Verfügung stehen.
Ich wiederhole, die Sammlungen, von denen hier die Rede ist, als könnten sie einmal geschaffen werden, dürfen nur das Nöthige enthalten. Nicht zu viel!
i) Jedes beliebige neue Werk außerdem, dem in der bleibenden Gesellschaft der großer Meister kein Platz anzuweisen wäre, würde, auf einer Glasplatte leicht versendbar. hier dem größten Kreise Schaulustiger vorgestellt werden können. Wir gewahren beim Deutschen Publicurr eine wachsende Thätigkeit, sich in den ökonomischen und politischen Forderungen des Tages zurechtzufinden. Die Zeitungen aller Parteien zeigen merklichen Uebergang von allgemeinen Erörterungen zu Specialenquöten, entsprechend dem wachsenden Interesse, das diese Dinge in die Einzelheiten verfolgt. Ich glaube, daß Vorführung von Kunstwerken, wie ich sie hier in allgemeinen Umrissen umschreibe und wie sie mit geringen Kosten überall eingerichtet werden könnten, ähnlichen Einflus haben würden. Angesichts des großen Entwicklungsbildes der Deutschen Kunst wird das Einzeln! verständlicher und das Publicum in die Lage versetzt werden, sich ein eigenes Urtheil zu bilden Ich wiederhole, wie dieses fortwährende Sichtbarsein der Werke der großen Meister dem Parise Publicum die Stätigkeit des Urtheils gegeben hat, die wir ihm beneiden, und wie die Parise Künstler ihm den Respect vor der mühsamen Arbeit verdanken, durch die sie sich auszeichnen Genie ist Arbeit, das ist nun oft genug Michelangelo nachgesprochen worden. Vielleicht nehme: auch unsere bildenden Künstler von diesen Sammlungen Notiz. Die Museen dagegen werde: ihrer eigentlichen Bestimmung: dem Studium der Kenner zu dienen, zurückgegeben werden können Denn die Massen, die sich jetzt durch unsere künstlerischen Kostbarkeiten drängen, gehören nich unter sie, weil sie sie nicht verstehen und hier auch nur selten verstehen lernen.