Efsi Briest.
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Unerhört. Und was soll es nur heißend Erstlich weiß er nicht, wie Lot ausgesehen hat, und zweitens ist es eine grenzenlose Rücksichtslosigkeit gegen Hulda. Ein Glück, daß Niemeyer nur die einzige Tochter hat. dadurch sällt es eigentlich in sich zusammen. In Einem sreilich hat er nur zu sehr Recht gehabt, in all' und jedem, was er über „Lot's Frau", unsere gute Frau Pastorin, sagte, die uns denn auch wirklich wieder mit ihrer Thorheit und Anmaßung den ganzen Sedantag ruinirte. Wobei mir übrigens einfällt, daß wir, als Jahnke mit der Schule vorbei kam, in unserem Gespräche unterbrochen wurden — wenigstens kann ich mir nicht denken, daß der Pelz, von dem Du damals sprachst, Dein einziger Wunsch gewesen sein sollte. Laß mich also wissen, Schatz, was Du noch weiter auf dem Herzen hast?"
„Nichts, Mama."
„Wirklich nichts?"
„Nein, wirklich nichts; ganz im Ernste . . . Wenn es aber doch am Ende 'was sein sollte . . ."
„Nun . .
„. . . So müßt' es ein japanischer Bettschirm sein, schwarz und goldene Vögel darauf, alle mit einem langen Kranichschnabel. . . Und dann vielleicht auch noch eine Ampel für unser Schlafzimmer, eine Ampel mit rothem Schein."
Frau von Briest schwieg.
„Nun siehst Du, Mama, Du schweigst und siehst aus, als ob ich etwas besonders Unpassendes gesagt hätte."
- „Nein, Esst, nichts Unpassendes. Und vor Deiner Mutter nun schon gewiß nicht. Denn ich kenne Dich ja. Du bist eine phantastische kleine Person, malst Dir mit Vorliebe Zukunftsbilder aus, und je farbenreicher sie sind, desto schöner und begehrlicher erscheinen sie Dir. Ich sah das so recht, als wir die Reisesachen kauften. Und nun denkst Du Dir's ganz wundervoll, einen Bettschirm mit allerhand fabelhaftem Gethier zu haben, Alles im Halblicht einer rothen Ampel. Es kommt Dir vor wie ein Märchen, und Du möchtest eine Prinzessin sein."
Esst nahm die Hand der Mama und küßte sie. „Ja, Mama, so bin ich."
„Ja, so bist Du. Ich weiß es Wohl. Aber meine liebe Efsi, wir müssen vorsichtig im Leben sein, und zumal wir Frauen. Und wenn Du nun nach Kessin kommst, einem kleinen Ort, wo Nachts kaum eine Laterne brennt, so lacht man über dergleichen. Und wenn man bloß lachte. Die, die Dir ungewogen sind, und solche gibt es immer, sprechen von schlechter Erziehung, und manche sagen auch Wohl noch Schlimmeres."
„Also nichts Japanisches und auch keine Ampel. Aber ich bekenne Dir, ich hatte es mir so schön und poetisch gedacht. Alles in einem rothen Schimmer zu sehen."
Frau von Briest war bewegt. Sie stand auf und küßte Esst. „Du bist ein Kind. Schön und poetisch. Das sind so Vorstellungen. Die Wirklichkeit ist anders, und oft ist es gut, daß es statt Licht und Schimmer ein Dunkel gibt."
Esst schien antworten zu wollen, aber in diesem Augenblicke kam Wilke und brachte Briefe. Der eine war aus Kessin von Jnnstetten. „Ach, von
Deutsche Rundschau. XXI, 1. 2