32
deutsche Rundschau.
Friedrich und Johanna haben es, so gut es ging, nach meinen Anordnungen Herrichten müssen. Ich finde es ganz erträglich und würde mich sreuen, wenn es Dir auch gefiele."
Sie nahm ihren Arm aus dem seinigen und hob sich aus die Fußspitzen, um ihm einen herzlichen Kuß zu geben.
„Ich armes kleines Ding, wie Du mich verwöhnst. Dieser Flügel und dieser Teppich, ich glaube gar, es ist ein türkischer, und das Bassin mit den Fischchen und dazu der Blumentisch. Verwöhnung, wohin ich sehe."
„Ja, meine liebe Effi, das mußt Du Dir nun schon gefallen lassen, dafür ist man jung und hübsch und liebenswürdig, was die Kessiner Wohl auch schon erfahren haben werden, Gott weiß woher. Denn an dem Blumentisch wenigstens bin ich unschuldig. Friedrich, wo kommt der Blumentisch her?"
„Apotheker Gieshübler ... Es liegt auch eine Karte bei."
„Ah, Gieshübler, Alonzo Gieshübler," sagte Jnnstetten und reichte lachend und in beinahe ausgelassener Laune die Karte mit dem etwas fremdartig klingenden Vornamen zu Effi hinüber. „Gieshübler, von dem Hab' ich Dir zu erzählen vergessen — beiläufig, er führt auch den Doctortitel, hat's aber nicht gern, wenn man ihn dabei nennt, das ärgere, so meint er, die richtigen Doctors bloß, und darin wird er Wohl recht haben. Nun, ich denke, Du wirst ihn kennen lernen und zwar bald; er ist unsere beste Nummer hier, Schöngeist und Original und vor Allem Seele von Mensch, was doch immer die Hauptsache bleibt. Aber lassen wir das Alles und setzen uns und nehmen unfern Thee. Wo soll es sein? Hier bei Dir oder drin bei mir? Denn eine weitere Wahl gibt es nicht. Eng und klein ist meine Hütte."
Sie setzte sich ohne Besinnen auf ein kleines Ecksopha. „Heute bleiben wir hier, heute bist Du bei mir zu Gast. Oder lieber so: den Thee regelmäßig bei mir, das Frühstück bei Dir; dann kommt Jeder zu seinem Recht, und ich bin neugierig, wo mir's am Besten gefallen wird."
„Das ist eine Morgen- und Abendfrage."
„Gewiß. Aber wie sie sich stellt, oder richtiger, wie wir uns dazu stellen, das ist es eben."
Und sie lachte und schmiegte sich an ihn und wollte ihm die Hand küssen.
„Nein, Effi, um Himmels willen nicht, nicht so. Mir liegt nicht daran, die Respectsperson zu sein, das bin ich für die Kessiner. Für Dich bin ich . . ."
„Nun was?"
„Ach laß. Ich werde mich hüten, es zu sagen."
(Fortsetzung folgt.)