Villa Gloria.
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Drei Söhne blieben ihr noch: Benedetto, der spätere Minister, Enrico und Giovanni.
Enrico, geb. anr 20. Februar 1840, hatte Medicin studiert, aber von seiner glühenden Vaterlandsliebe fortgerissen, die Universität verlassen, um als einer der Eaeemtori äsUs bei Varese mitzukämpfen. Das folgende Jahr, 1860, fand ihn unter den „Tausend" in Sicilien als Unteroffizier in der Compagnie seines Bruders Benedetto, mit dem zugleich er bei der Einnahme von Palermo schwer verwundet wurde. 1862 kämpfte er bei Aspromonte, 1866 in Tirol. Nicht allein seine Tapferkeit, der Adel seiner Erscheinung und die eherne Festigkeit seines Charakters gewannen ihm die Achtung und Bewunderung seiner Kameraden, sondern auch an Kenntnissen in der Kriegswissenschaft und all' den Eigenschaften, die dem Führer im Kampfe nothwendig sind, War er den Meisten überlegen. Man versprach ihm eine glänzende militärische Zukunft; sein früher Heldentod hat die Erfüllung dieser Hoffnungen vereitelt.
Sein um zwei Jahre jüngerer Bruder Giovanni hatte Mathematik studiert, ebenfalls in Pavia, wo Enrico zum Doctor der Medicin promovirt worden War, seine Kenntnisse aber dazu benutzt, in das Pontoniercorps einzutreten, wo er bald zum Capitän befördert wurde. Obwohl aber auch er fast an allen Feldzügen Theil nahm, kam er doch niemals ins Feuer und empfand es als eine schmerzliche Zurücksetzung, der Einzige der Familie zu sein, der ohne ehrenvolle Narben herumging.
Nur zu bald sollte er das Versäumte in reichem Maße nachholen.
Der erste Gedanke der beiden jungen Männer bei der Nachricht von dem, was in Rom sich vorbereitete, war gewesen, sich dem dortigen Actionscomitv zur Verfügung zu stellen. Aber die römische Polizei, die freilich blind genug war, nur in dem einen, dem jüngeren der Brüder, einen gefährlichen Feind zu wittern, da er Capitänsrang hatte, fand es doch bedenklich, auch dem älteren den Aufenthalt in Rom zu gestatten, und wies beide Cairoli aus. Sie wandten sich nun sofort nach Terni, das zur Operationsbasis gewählt worden war, und nahmen Theil an der mühevollen Arbeit des General Fabrizi, die Armee der Befreiung zu organisiren.
Ihre Blicke blieben dabei stets auf das Hauptziel, die Begünstigung des Aufstandes in Rom, gerichtet.
Da ereignete sich's, daß ein Waffentransport, der von Terni abging, um den Aufständischen in Rom die nöthigen Gewehre zu liefern, durch die Zerstörung der Eisenbahn zwischen Orte und Passo Corese abgeschnitten wurde. Jeder Erfolg einer Erhebung in Rom schien dadurch auf lange Zeit vereitelt.
Unter Denen aber, die es für durchaus nothwendig hielten, daß der Anstoß zu der allgemeinen Erhebung um jeden Preis von Rom ausginge, um der Regierung in Florenz, der durch die Convention mit Frankreich die Hände gebunden waren, Muth zu energischem Handeln zu machen, befanden sich auch die Brüder Cairoli.
In Gemeinschaft mit ihren Vorgesetzten faßten sie den Beschluß, etwa hundert muthige Leute zu versammeln, auf zwei oder drei Barken heimlich so viel Gewehre als möglich zu verladen und die kostbare Fracht den Tiber