Heft 
(1894) 81
Seite
44
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Deutsche Rundschau.

21 .

Wir trugen dann die Andern, die wir todt Im Felde fanden, in die Küche, dann Die Wunden in die Kammer nebenan.

Zuerst, die wir am schwersten sahn bedroht.

Und harrend, daß der Morgen kam' heran,

Verbanden wir und pflegten sie zur Noth.

Kein Tropfen Medicin, gerechter Gott!

's war zum Verzweifeln, wie die Nacht verrann.

Dem Einen war ein Arm gebrochen. Den Ihm zu verbinden, mußten wir in Streifen Die Hemden selbst uns auf dem Leib zertrennen.

Welch eine Qual, die Leute leiden sehn Mit Jammerblicken, die ans Herz uns greifen,

Und so dabeistehn und nicht helfen können!

22 .

'nen Schritt zurück! Als in der schlimmen Stund' So mörderisch die tück'sche Salve krachte,

Stürzten die Brüder, denen Tod sie brachte, Zusammen nieder, vorwärts auf den Mund.

Doch während eilig durch den Wiesengrund Das Regiment sich aus dem Staube machte,

Da kehrten ihrer Sieben oder Achte Noch einmal um, da sie Righetto und

Den Bruder liegen sahn. Und Der, im Schrecken Des Handgemengs, da sie ihn übermannten,

Will mit der eignen Brust den Bruder decken.

Doch nach verzweiflungsvollem Widerstand,

Jndeß die Truppen wiederum sich wandten,

Sanken die Brüder in den blut'gen Sand.

23 .

Righetto, da er sah das Abendroth,

Jndeß von Rom Ave Maria klang

Wie Grabgeläut und ihm das Sterblied sang,

Rief: Mutter! Benedetto! Tröst' sie Gott!

Dann, als ihn heft'ger packt die Todesnoth,

Keucht er: Begrabt daheim mich, wenn's gelang,

Mich fortzuschaffen Noch ein Stöhnen drang Ihm aus der Wunden Brust, dann war er todt.

Ninetto rief ihn an . . . verzweifelt gellte

Sein Ruf . . . kein Laut! Er faßte seine Hand . . .

Wie Eis die Hand! Es war die Todeskälte.

Da küßt' er ihn, und mühsam nur, mit Lallen, Hoffend, man sollt' ihn hören weit im Land,

Todt! schrie er. Mein Erigo ist gefallen!