Heft 
(1894) 81
Seite
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Tas römische Heer.

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Feldherren geführt, zerfielen sie daher leicht in wilde, ordnungslose Banden und wurden dem Staate, welchen sie vertheidigen sollten, oft gefährlicher, als seinen Feinden. Trat aber der rechte Mann an ihre Spitze, so besaß er in diesen Söldnerscharen ein Werkzeug von unvergleichlicher Sicherheit und Schneidig- keit: jeder Mann ein studirter Fechtmeister, jede Truppe durch vieljähriges, nie unterbrochenes Exercitium zusammengeschweißt und auf die schwierigsten Manöver eingedrillt. Und dann hatte das Leben dieser Vagabunden an sich gar keinen Werth; je weniger man nach dem Friedensschlüsse abzulöhnen hatte, desto vorteilhafter für den Staat. Man brauchte sie also nur zu schonen, soweit der Krieg selbst dies erforderte. Für den Feldherrn spielten sie ganz dieselbe Rolle, wie Pferde oder todtes Material, und keiner hatte die Ver­antwortung zu fürchten, wenn er eine Entscheidung mit ungeheurem Menschen­verlust erzwang. In den Händen eines Pyrrhus und Lanthippus, eines Hamilkar und Hannibal waren solche Heere eine Waffe, der die ungeschulte Naturkraft römischer Bauern unmöglich widerstehen konnte. Trotzdem blieben diese Bauern, nachdem sie Niederlage auf Niederlage ertragen hatten, am Schlüsse des Kampfes dennoch Sieger, und der Grund für diesen Sieg war ebenso, wie für die Niederlagen, ihre primitive Wehrverfassung.

Die Anwerbung und der Unterhalt von Söldnern sind äußerst kostspielig; ein Heer, das sich aus solchen Elementen znsammensetzt, kann daher niemals sehr zahlreich sein, ohne die finanziellen Kräfte des Staates zu erschöpfen. Für die Entscheidung der einzelnen Schlacht kam die Ueberzahl, mit welcher die römischen Milizen austreten konnten, freilich nur bei ungeschickten Feldherren in Betracht. Im Winter 1870 71 haben wir selbst es erlebt, wie ungeheure Massen wenig geübter Rekruten an der Disciplin und Schulung unserer kleinen Heere immer wieder zu Schanden wurden, und im Alterthum mußte das Ueber- gewicht der Ausbildung über die Menge sich noch mehr fühlbar machen. Wenn man aus eine Million Flintenkugeln nur mit hunderttausend erwidern kann, so ist die Wahrscheinlichkeit dafür, daß jene vielleicht nicht zehnmal, aber doch wenigstens sünsmal so viel Verheerungen anrichten werden, selbst wenn sie von ungeschickteren Händen abgeschossen sind. Dagegen konnte in der geschlossenen Ordnung des antiken Nahkampses immer nur die erste Reihe von ihren Waffen Gebrauch machen, und hier fand der einzelne Mann nicht mehr als einen Gegner vor sich, weil seine Nebenmänner die anderen von ihm abzogen. Im reinen Frontalangriff, welcher die Regel bildete, konnte sich die Uebermacht nur darin äußern, daß in die Stellen der Gefallenen und Verwundeten immer frische Kräfte nachdrängten; sie kam also nur successive, nicht gleichzeitig zur Geltung. Da nun ein geübter Fechter sehr schnell mit dem rohen Natur- kämpser fertig wird und die steten Exercitien, denen die Söldner sich unter­zogen, auch ihre Ausdauer stählen mußten, konnten Wohl die meisten, ohne sehr zu ermatten, drei oder vier Bürgersoldaten nach einander abthun. Dazu mußten Männer, welche den Krieg zu ihrem Gewerbe gemacht hatten, schon durch die Gewohnheit der Gefahr eine größere Kaltblütigkeit besitzen, und dies Moment spielte in den Kämpfen des Alterthums eine viel bedeutendere Rolle als heut zu Tage. Ist durch Aufregung der Kopf benommen und das Auge