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Deutsche Rundschau.
Für die tropischen Küstenmoräste charakteristisch sind die Mangroven, eine Gesellschaft baumartiger Pstanzen, welche aus langen, an allen ihren Stamm- theilen entspringenden Stützwurzeln wie aus Stelzen im Wasser stehen. Die Samen dieser Mangroven keimen bereits am Baume. Die Keimlinge werden zu dolchförmigen bis meterlangen schweren Körpern, welche schließlich herab- sallen und sich in aufrechter Stellung so im Schlamme einbohren, daß sie von den strömenden Bewegungen des Wassers nicht umgerissen und im Schlamme erstickt werden können.
An beiden genannten Strandgebieten also finden wir im Zusammenhänge mit den Eigenthümlichkeiten des Standortes eigenthümliche Gestaltverhältnisse entwickelt. _
Traten uns bei dem kurzen Ueberblick der Ufervegetation nur unter besonderen Verhältnissen leicht kenntliche Anpassungen entgegen, so finden wir solche gehäuft bei den eigentlichen Wasserpflanzen.
Um sie zu verstehen, müssen wir indeß, ehe wir aus Einzelheiten eingehen, der Herkunft der Wasserflora einige Worte widmen.
Auch sie setzt sich aus Vertretern der verschiedensten Ordnungen und Elasten des Gewächsreichs zusammen; wir können sie aber eintheilen in Pflanzen, welche vom Lande ins Wasser gewandert sind, und in solche, die in dem flüssigen Elemente ihre Urheimath besitzen.
Die Lehre griechischer Philosophen, daß Alles aus dem Wasser entstanden sei, ist für die Pflanzenwelt insofern richtig, als die ersten Pflanzen, welche auf unserer Erde anftraten, gewiß dem Wasser angehörten.
Mikroskopisch kleine Geschöpfe mögen es gewesen sein, die das eben genügend abgekühlte Wasser der alten Meere bevölkerten, ehe noch irgend eine Landbildung lebenden Wesen einen geeigneten Aufenthalt bot: ungesormten Eiweißklümpchen ähnliche „Organismen ohne Organe", die es, wie manche Bakterien, verstanden, aus todtem Gestein ihre Nahrung zu entnehmen.
Wie ihre jetzt lebenden Verwandten, die niederen Algen und Amöben, waren sie zu zarter Natur, um in den Absätzen des Meeresschlammes erhalten bleiben zu können. Die ersten, in den ältesten Schichtgesteinen der Erdrinde uns aufbewahrten wunderlichen Reste anscheinend pflanzlicher Natur gehören deshalb schon verhältnißmäßig großen tangartigen Gewächsen an. Ihre Existenz läßt aus eine bereits reich ausgebildete Algenflora schließen, wie eine solche noch heute in den seichteren Theilen unserer Meere vorhanden ist. Moose, Farnkräuter und Blüthenpflanzen fehlten noch gänzlich. Sie erscheinen erst viel später auf der Weltbühne und zwar unter Verhältnissen, welche mit Sicherheit erkennen lassen, daß sie nicht im Meere, sondern auf sumpfigem Lande zur Entwicklung gelangten.
Die geologische Urkunde zeigt uns somit, daß nur die Algen und Tange im Wasser und von Anfang an für das Wasser entstanden sind. Die übrigen Wasserpflanzen, zumal die im Wasser lebenden Blüthenpflanzen, sind durch die wachsende Concurrenz in der immer größer werdenden Zahl und Vielfältigkeit der Landpflanzen gleichsam ins Wasser gedrängt worden, und haben