Heft 
(1894) 81
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Pflanzenleben im Wasser.

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unterbrechen bei uns die meisten wenigstens ihre Vegetation im Winter. Zum Theil besitzen sie, wie die Teichrose, lange Wurzelstöcke, in welchen im Laufe des Sommers, wie in einer Vorrathskammer, überschüssig gebildete Nährstoffe niedergelegt werden, die im Frühling zum Aufbau neuer beblätterter Triebe dienen sollen; andere bilden besondere Winterknospen, die, ebenfalls mit Nähr­stoffen beladen, sich von ihren Mutterpflanzen loslösen und zu Boden sinken oder auch im Eise einfrieren, bis die wiederkehrende Sonnenwärme sie zu neuem Leben erweckt. __ ^

Haben wir bisher einen Einblick in die Geheimnisse des Haushalts der Wasserpflanzen zu gewinnen gesucht, so müssen wir nun noch, soll anders ihr Lebensbild einigermaßen vollständig werden, ihren Beziehungen zu anderen Lebensgemeinschaften, ihrer äußeren Politik, wenn der Ausdruck erlaubt ist, einige Augenblicke widmen. Keine Organismengruppe hat sich unabhängig von allen anderen lebenden Wesen entwickeln können. In stetem Kampfe haben ihre Individuen die nützlichen Eigenschaften erwerben müssen, welche wir an ihnen bewundern, die Pflanzen speciell auch im Kampfe mit der Thierwelt, dem Wassergewächse ebenso ausgesetzt sind, wie alle anderen. Von den Fischen ganz zu geschweige::, finden wir die Wasserschnecken vor Allem, aber auch die unzähligen Scharen großer und kleiner krebsartiger Thiere mit ihrer Er­nährung auf die Wasserpflanzen angewiesen. Freunde von Zimmeraquarien wissen die kleinen Gäste zu schätzen, deren Thätigkeit sie im Reinhalten der Wasserzierpslanzen unterstützt. Sie kennen aber auch ebenso genau den Schaden, welche zu große oder zu viele Schnecken anrichten können. Jene kleineren Wasserbewohner leben von den grünen und braunen Algen, die den wesent­lichsten Theil des Unkrauts der Aquarien ausmachen, während die größeren auch andere Pflanzen angehen.

Zum Schutz gegen die Schnecken führen viele Pflanzen allerlei Stoffe, Welche ihren Blättern einen bitteren Geschmack verleihen. Andere, z. B. die Seerosen, machen durch vielzackige im Innern ihrer Blattstiele angebrachte Stachelzellen das Durchbeißen derselben ihren Feinden unmöglich. Die meisten Tange sind mit schleimigen Zellwänden ausgestattet, an welchen die Zähne der gefräßigen Wasserschnecken sich vergeblich versuchen.

Den besten Schutz genießen die Kalkalgen des Meeres, oft unförmliche knollige oder korallenartige Gebilde, die Pflanzen kaum ähnlich sehen und durch Einlagerung von kohlensaurem Kalk in ihre Zellwände zu wahren Steinen geworden sind. Nur wenige Meeresthiere verstehen es, ihnen beizukommen; darunter eine Seeschnecke, welche jenen Kalk durch Abscheidung von Schwefel­säure auslöst. Da sie mit demselben Mittel, Wie Semon gezeigt hat, auch die harten Seeigel und Seesterne sich verdaulich macht, so verfügt sie über ein un- gemein großes Nahrungsmaterial, das ihr nur von den kräftigen Scheren der Hummern geneidet wird.

Uebrigens gibt es auch thierfangende Pflanzen unter den Wassergewächsen, wie den gemeinen Wasserschlauch, ein gelbblühendes Pflänzchen mit fadendünnen Stengeln und vielfach zerschlitzten Blättern, welches im Hochsommer in still-