Afrikanische Eindrücke.
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Menge Lichtes durch Reflexion verschwindet. Im Anfang ist die Lichtfülle dem Auge beinahe unerträglich, so daß man unwillkürlich zur blauen Brille greift und den Hut tiefer über die Augen Zieht. Immer aber ist der leuchtende, fast ewige Sonnenschein von großer psychischer Wirkung. Er erhöht die Lebens- thätigkeit des Menschen und macht heiter und lebensfroh, wenn nicht etwa andere Ursachen, wie Krankheiten, Störungen Hervorrufen. Dieser lachende Sonnenschein ist es auch, welcher immer wieder die Sehnsucht nach jenen Gegenden wachruft. Was die so oft gerühmte tiefe Bläue des südlicher: Himmels angeht, so ist dieselbe entschieden ins Reich der Fabel zu verweisen. Rach Gewittern, in der alsdann sehr reinen Luft, können wir sie in derselben Stärke bei uns beobachten wie irgendwo im Süden. Wenn man der Bläue des Himmels in Italien oder Griechenland eine besondere Tiefe nachrühmt, so ist diese Erscheinung nur der Wirkung des Contrastes zuzuschreiben, gegen die dort überall weiß gestrichenen Häuser oder Weiße blendende Felsen. Für Afrika fallen derartige Contrastobjecte, mit Ausnahme der Küstenplätze, fort, und deshalb machen fast alle Reisenden die Beobachtung, daß der Himmel im Innern weniger dunkelblau aussieht als an der Küste.
Während der trockenen Zeit, wo die Atmosphäre über dem ganzen afrikanischen Continente mit dem Höhenrauch der Grasbrände erfüllt ist, zeigt die Lust stets ein weißliches, selbst ganz Weißes, oft sehr befremdliches Aussehen. Die Trübung ist dann manchmal eine derartige, daß die Sonne, gegen Abend noch um dreißig Grad vom Horizont entfernt, wie eine rothe glühende Scheibe am Himmel schwebt. Man kann in dieselbe hineinsehen, ohne daß das Auge geblendet wird. Wenn die Sonne dann tiefer sinkt, erscheint sie am Horizont oft als eine flachgedrückte Ellipse. Der Eindruck, den die trübe, noch hochstehende Sonne macht, ist ein sehr fremdartiger, weil dann die ganze Landschaft noch ziemlich hell erleuchtet ist und trotz der Sonne eine Art Dämmerlicht herrscht.
Von der Pracht eines echt tropischen Sonnenunterganges dagegen können wir uns in unseren Breiten keine rechte Vorstellung machen, besonders wenn dabei die Erscheinung sogenannter Dämmerungsstrahlen austritt.
Oft hat der Verfasser des Märchens gedenken müssen, daß mit Sonnenuntergang plötzlich tiefste Finsterniß unter den Tropen herrsche, so etwa, als wenn man in einem Zimmer hermetisch verschließbare Jalousien herunter ließe. Tatsächlich nimmt die Dämmerungsdauer in demselben Verhältniß ab, als wir uns dem Aequator nähern und ist dort am kürzesten. Die Sonne sinkt in den Aequatorgegenden bedeutend schneller unter den Horizont als nach den Polen zu, weil sie hier schräg, dort senkrecht gegen den Gesichtskreis hinabtaucht. Je näher wir dem Aequator rücken, um so gleichmäßiger lang sind die Tage: zwölf Stunden Tag gegen zwölf Stunden Nacht, so daß dort das ganze Jahr über Tag und Nacht gleich lang sind. Bei drei Grad Süd- oder Nordbreite finden wir schon einen Unterschied von vierzig Minuten zwischen dem längsten und dem kürzesten Tage. In demselben Maß ist auch die Dauer der Dämmerung je nach dem Breitengrade verschieden. In der Nähe des Aequators fällt die astronomische Dämmerung mit der sogenannten bürgerlichen