Heft 
(1894) 81
Seite
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Deutsche Rundschau.

Der Mond trägt Wohl am meisten dazu bei, die Herrlichkeit der Tropen­nächte zu erhöhen. Wenn er auch, was die Lichtfülle angeht, nicht mehr leistet als bei uns in klaren Winternächten, so kommt doch hier die Vegetation sehr zu Hülfe und schasst aus selbst einförmigen Bildern manchmal wahre Zauber- landschasten. Wenn die sadenseine Sichel am Himmel erscheint, oft nur dem geübtesten Auge erkennbar, oder die riesengroße Scheibe sich über Palmen- und Urwald erhebt, um in Flüssen und Seen glitzernden Widerschein zu weben, oder in Landschaften, die am Tage öde aussehen, ungeahnte Bilder und weite Perspectiven zaubert, so werden sich solche Eindrücke so leicht nicht ver­wischen.

In den zu- und abnehmenden Phasen erscheint uns Nordländern der Mond in den Tropen allerdings recht befremdlich. Statt wie bei uns von der linken oder rechten Seite zu- und abzunehmen, geschieht dies dort für den Beschauer von unten und oben. Der Mond bildet also während des ersten Viertels einen nach oben geöffneten Bogen und Halbkreis, abnehmend einen nach unten gerichteten. Am 3. November 1870 beobachtete der Verfasser gegen Sonnenuntergang eine seltene schöne Konstellation am Himmel. Mitten über der nach oben gerichteten feinen Mondsichel erstrahlte die Venus, nur etwa vier Monddurchmesser davon entfernt, in vollstem Glanze, wie das zur Wirklichkeit gewordene Wappen des Mohammedanismus.

Doch nicht immer, wie sich denken läßt, ist die Luft in Afrika klar. Während zweier voller Monate wird sie durch den ungeheuer weit verbreiteten Höhenrauch getrübt. Wenn dann die Regenzeit auf ihrem Höhepunkt angelangt ist, erscheint die Sonne zwar fast täglich zwischen grauem, schwerem Gewölk, aber oft nur auf wenige Augenblicke, bei sehr heftigen Regenperioden sogar Wochen lang gar nicht. Dies sind aber Ausnahmen, die nur alle sechs bis sieben Jahre eintreten.

Recht sonderbar wirkt die Erscheinung von Nebeln, welche sich zuweilen während der Regen einstellen, im Flachland nur gegen Morgen, vor Sonnen­aufgang, auf hohen Bergen, jedoch wie auf dem Kilimandscharo, den Bergen der Küstengebirge und denen der Seen im Innern, zu allen Tageszeiten. Plötzlich wird dann der Wanderer vom wallenden Nebel umwogt, der immer eine starke Abkühlung der Luft mit sich bringt und für den Neger eine sehr unangenehme Erscheinung ist, da dieser alsdann außerordentlich unter der Kälte zu leiden hat. Für den Europäer haben solche Nebel einen eigenartigen Reiz, sie heimeln ihn an and bringen ihm zugleich lebhaft zum Bewußtsein, daß er sich in den Tropen befindet, deren charakteristische Vegetationssormen auf dem grauen Nebelhintergrunde schwach hervortreten, umwoben wie von einem ge- heimnißvollen Duft.

Befinden sich solche Nebel zur Zeit des Mondscheines in großer Höhe, so Werden regelmäßig enorme Mondhöfe sichtbar, welche in mildem weißem Licht erglänzen, nach innen scharf abgegrenzt, nach außen von allmälig abnehmender Stärke. Schweben aber in sehr großen Höhen ganz seine Cirrus- oder Stratus­wolken, so treten intensiv gefärbte Mondregenbogen auf, oft doppelt. Immer aber weisen diese nur grün und violett auf in doppelter Reihenfolge.