Afrikanische Eindrücke.
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Nach Niederschlägen bilden Regenbogen, häufig in der Verdoppelung, eine sehr regelmäßige Erscheinung. Die Neger erklären dieselben, ebenso wie den Blitz, sür eine Schlange.
Die Landschaft im Innern des Continentes verursacht uns im Ansang große Enttäuschung. Alles so eintönig abgerundet ohne Abwechslung. So weit das Auge reicht, einförmige Wälder, unterbrochen nur von Gras- und Savannenflächen. Selbst da, wo das Silberband eines Flusses mit dunkler Urwaldumrahmung hinzukommt, oder Gebirge aussteigen, deren Gipfel manchmal grotesk geformt erscheinen, von deren Abhängen Bäche in oft unzähligen Cascaden Herabstürzen, oder wenn sich vor uns die ungeheure Fläche eines Sees oder kleineren Binnengewässers ausbreitet, auch wenn die wunderbarsten Belenchtungsesfecte darauf spielen: selbst dann werden wir die Gegend nicht „schön" in unserem Sinne nennen können. Wir müssen unser Auge, unser Empfinden an das Fremdartige erst gewöhnen. Dann aber machen wir die Erfahrung, daß die Landschaft doch größere Ähnlichkeit mit der heimischen hat, als wir Anfangs annahmen, so daß sie uns schließlich immer wieder zu Vergleichungen Herausforderin
Sonderbare Empfindungen bestürmen den Reisenden stets, wenn er in den Anblick einer inner-afrikanischen Landschaft versunken steht. Es ist ein gewisses Unbehagen, ein Bedrücktsein und Gefühl der Vereinsamung, auch wenn man umringt ist von Hunderten von Trägern und Bewaffneten und keinerlei Unannehmlichkeiten zu befürchten sind. Man sragfi sich offi, welchem Umstande dieser sonderbare Eindruck, selbst im Angesicht einer reizvollen und friedlichen Gegend, seine Entstehung verdankt, bis es endlich zum Bewußtsein kommt. Die menschlichen Ansiedlungen und Wohnungen fehlen, dasjenige, was unserer Landschaft das eigentümlich lebensvolle, anheimelnde Gepräge verleiht, und sind es bei uns nicht Wohnungsstätten, so finden wir doch überall Spuren der rastlosen Thätigkeit des Menschen. Das Alles fehlt in Afrika. Abgesehen von der Umgebung der Dörfer, liegen von hundert Theilen des Landes in Afrika neunzig vollkommen unberührt da, und wenn wir den schmalen, kaum fußbreiten Pfad verlassen haben, so können wir oft Tage lang wandern, ohne durch das kleinste Zeichen für das Vorhandensein von Menschen erinnert zu werden. Und dies ist es, was jenes niederdrückende Gefühl verursacht. Man empfindet die Machtlosigkeit des Menschengeschlechts niemals tiefer, als in der Einsamkeit und Oede der Wildniß.
Die unwillkommenen Eindrücke werden aber glücklicherweise durch ein anderes Empfinden wieder aufgehoben: durch den Reiz des Geheimnißvollen, des Unbekannten. „Mas da vor dir liegt," spricht es in dem Entdecker, „hat vor dir noch nie eines Weißen Auge gesehen, du bist der erste Kulturmensch, der Kenntniß von dem Neuen, bisher Unbekannten bringt."
Jeder längere Aufenthalt in der Wildniß Asrika's, besonders wenn der Reisende in großer Entsernung von der Küste lebt, verursacht, daß sich der Europäer geistig immer mehr in sich selbst zurückzieht und schließlich vollkommen Genüge findet an seinem eigenen inneren Menschen. Er ist durchaus von seinen eigenen Angelegenheiten in Anspruch genommen und wird in keiner
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