Heft 
(1894) 81
Seite
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Hermann von Helmholtz.

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denken bewahrt hätte. Der Schreiber dieser Zeilen erinnert sich eines solchen von einem der letzten Abende, den in Helmholtz' Nähe zu verbringen ihm gestattet. Es war einige Tage vor seiner Abreise nach Amerika, in dem traulichen Heim eines besreundeten Künstlers. Etwas abseits von den Uebrigen, in der Dämmerung des Augustabends, unter einer Palme der Veranda, saß Helmholtz, und ich setzte mich zu ihm. Niemals vorher und leider auch nie mehr nachher Hab' ich so lange und gänzlich ungestört mit dem Verehrten sprechen können. Alle Zweifel und geheimsten Wünsche meines Innern in Bezug aus die letzten Fragen trug ich ihm vor, und er hörte mich gütig an und antwortete mir. Sehr beredt kam er im Lause der Unterhaltung auf den von ihm als unwissenschaftlich verworfenen Spiritismus, den er auf Täuschung zurückführte, beabsichtigte oder unbeabsichtigte, und zwar vor­zugsweise seitens der sogenannten Medien. Klar und lichtvoll führte er alsdann vor mir aus, wie den technischen Vervollkommnungen und mechanischen Erfindungen kein Ziel zu setzen sei, vielmehr mit der fortschreitenden Erforschung der Naturkräfte die Menschheit immer zu neuen, ungeahnten Resultaten gelangen werde. Doch als ich nun in ihn drang, mir zu sagen, ob er glaube, daß die wissenschaftliche Forschung in der Erkenntnißfrage jemals wesentlich über den gegenwärtigen Standpunkt Vor­dringen könne, erwiderte er:In den Vorgängen des Seelenlebens und den Zu­sammenhängen mit der Natur, ja; über diese hinaus, nein."

Ergeben wir uns in die Unlösbarkeit eines Räthsels, vor welcher selbst die Superiorität eines Helmholtz resignirt zurücktrat; aber erkennen wir es an seinem Grabe dankbar an, daß er das Leben reicher und schöner gemacht hat durch das Wissen, welches menschlichem Geist erreichbar ist.

ck. L.

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