Heft 
(1894) 81
Seite
132
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Notizen über Korea.

^Nachdruck untersagt.)

Von den Wogen des chinesischen und japanischen Meeres umspült, liegt die Halbinsel Korea in jenem Theile des nördlichen Stillen Oceans, der sich zwischen der Küste China's und den Usern der japanischen Inseln ausdehnt. Sie erstreckt sich über neun Breitengrade (3443^ Nord) und über sechs Längengrade (124^/4 bis 13(U/2 o östlich von Greenwich); ihr Flächeninhalt beträgt etwas über 218000 gllm, entspricht also etwa der Ausdehnung von Italien ohne die zugehörigen Inseln. Auch hinsichtlich der Konfiguration läßt sich Korea mit Italien passend vergleichen. Von dem ostasiatischen Festlande der Mandschurei durch eine im Norden gelegene alpenartige Bergkette, den Tatpei oder dasgroße Weiße Gebirge" getrennt, wird es von Nord nach Süd von einer den Apenninen ähnlichen Gebirgssormation durchzogen, welche gleichsam das geologische Gerüst der Halbinsel bildet. Während die östliche Küste steil, gleichsörmig und wenig durchbrochen ist, bieten die westlichen Gestade, aus denen die größten Flüsse des Landes münden, zahlreiche Zerklüftungen mit Buchten und Inseln dar. Aus der koreanischen Halbinsel kommen etwa zehn leidlich gute Häsen vor, von denen die drei bedeutendsten Fusan, Wönsan und Chemulpo bereits dem Weltverkehr geöffnet sind. In der Nähe des letzteren liegt, dicht bei der Mündung des mächtigen Stromes Han-gang, die Hauptstadt des Landes Söul mit 250 000 Einwohnern. In Folge von starken Ebbe- und Fluthwirkungen grade an dieser zwischen dem chinesischen Festlande und der koreanischen Halbinsel ein­geengten Stelle des Stillen Oceans ist der Seeverkehr in den Häsen der Westküste recht beschwerlich. Kommt doch an der Mündung des Hauptstromes Han-gang eine Fluthwelle von über elf Meter Höhe vor. Die Einfahrt in diesen wildroman­tischen Fluß von der See aus, sowie Leben und Treiben in Chemulpo und in der Hauptstadt Söul sind schon früher, kurz nach Abschluß des deutsch-koreanischen Handelsvertrages, von berufener seemännischer Feder in den Blättern dieser Zeit­schrift geschildert worden H.

Die Gebirge des Landes, an dessen geologischem Aufbau besonders Granit, Gneiß und krystallinischer Schiefer mitgewirkt haben, sind meist dicht bewaldet. Etwa 160 Bergwerke oder Fundorte von Metallen kommen dort vor, deren Ertrag jedoch vielfach übertrieben worden ist. Wenn sich auch Edelmetalle wie Gold und Kupfer vorfinden, so ist doch Eisen das einzige Metall, an welchem Korea wirklich reich ist.

Das Klima von Korea ähnelt dem continentalen von China und der Man­dschurei ; die schmalen und nicht sehr tiefen Waffermassen des gelben und japanischen Meeres sind nicht im Stande, den meteorologischen Erscheinungen auf der koreanischen Halbinsel den Charakter eines Seeklimas zu verschaffen. Starke Gegensätze der Temperatur, 25 o im Winter und 35^ o. im Sommer, und außerordentlich reiche Regensälle während der kurzen Sommerzeit tragen nicht dazu bei, den Aufent­halt in Korea besonders angenehm zu machen. Fauna wie Flora von Korea sind Mannigfaltig und interessant. Obwohl im Allgemeinen sich zahlreiche Anklänge an Japan und China darbieten, kommen doch auch nicht wenige einheimische Thiere

r) Vergl. Deutsche Rundschau, 1885, Bd. XI4I, S. 459 ff.:Mit S. M. S. .Leipzig' in Korea".