Heft 
(1894) 81
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Notizen über Korea.

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und Pflanzen vor. Viele wilde Thiere, besonders Bären, Tiger und Panther machen manche Berge und Thäler noch jetzt unsicher. In einigen Gegenden dringen die Tiger selbst in die Dörfer und holen sich sogar aus den Häusern ihre Beute. Im Winter, wenn der Schnee eben anfängt, fest zu frieren, findet die Jagd aus wilde Thiere statt. Dann trägt der Boden grade noch den Jäger, während er unter den schweren Tatzen des Tigers nachgibt; die Eingeborenen tödten das im Schnee oder Eis eingebrochene Raubthier mit der Lanze oder dem Dolch. Die koreanischen Pferde, die sämmtlich importirt werden, sind so klein wie schottische Ponies, da­gegen sind die zum Reiten benutzten Stiere groß und kräftig. Schweine und Hunde sind in großer Zahl vorhanden; das Meer ist ergiebig an Fischen und anderen Seethieren. Die auf Korea befindliche Hunderasse ist merkwürdig feige und läßt sich weder zur Jagd noch zur Bewachung verwenden. Dagegen wird Hundefleisch mit Vorliebe und als größte Delikatesse von den Koreanern verspeist, ähnlich wie dies bei vielen polynesischen Völkern und manchmal auch in China der Fall ist. Die Jagd auf Enten, Gänse und Fasanen ist äußerst ergiebig, und viele schön­gefärbte Vogelarten, wie Ibis, Reiher und Kraniche beleben die Landschaft.

Die prächtigen Hochwälder Korea's bestehen vornehmlich aus Tannen, Lärchen und Birken, gelegentlich auch mit Ahorn, Buchen, Eichen, Linden und Pappeln untermischt. Auch sehr werthvolle Bäume, wie der Korkbaum und Firnißbaum kommen auf Korea vor, werden jedoch häufig in unvorsichtiger Weise gefällt. An Cerealien gibt es Reis, Hirfe, Gerste, Weizen, Bohnen, Mais, Kartoffeln und Wassermelonen; zur Würze der Speisen bedient man sich des spanischen Pseffers in großen Quantitäten. Zur Herstellung von Geweben und Papier wird Hanf, Baumwolle, Maulbeerbaum und LroussonStia gezogen. Desgleichen

wird Tabak, da Männer wie Frauen, ja sogar die Kinder rauchen, fast überall gebaut. Trotz der Berührung mit China und Japan sind auffallender Weise Zucker und Thee auf Korea unbekannt. Der Zucker wird durch Honig ersetzt; an die Stelle von Thee tritt ein ziemlich geschmackloser Aufguß von Blättern des Weißdorns mit Ingwer gewürzt.

Neben dem Ackerbau, der die Grundlage der Landeseinnahmen von Korea bildet, ist die Viehzucht, besonders die der Rinder, vorzüglich entwickelt. Die Ausfuhr von Häuten erreichte 1890 den Werth von etwa 600 000 Mark. Ein wichtiger Erwerbszweig der Koreaner ist ferner die Fischerei und das Gewinnen von Seegras. Der Handel Korea's ist kaum emporgeblüht und noch sehr der Entwicklung fähig. Im Jahre 1890 betrug die Einfuhr etwa 20 Millionen, die Ausfuhr 18 Millionen Mark; 3194 Schiffe, darunter 756 Dampfer, verkehrten 1890 in den drei Häfen, von denen Chemulpo allein die Hälfte des koreanischen Verkehrs an sich zieht. Trotz günstiger Handelsbedingungen ist die Zahl der Fremden in Korea noch immer gering. Außer 5500 Japanern und 1000 Chinesen befinden sich nur 140 Weiße im Lande, darunter etwa 32 Deutsche, die fast sämmtlich in Chemulpo ansässig sind. Einer unserer Landsleute, Herr von Möllendorf, gehörte lange Jahre dem koreanischen Staatsrathe an und benutzte seine höchst einflußreiche Stellung dazu, um die wissen­schaftliche Erforschung jenes eigenartigen Landes nach Kräften zu fördern.

Die Koreaner, deren Zahl etwa elf Millionen betragen dürfte, gehören der mongolischen Rasse an, bilden aber einen eigenartigen Bestandtheil derselben. Sie gleichen in Statur und Physiognomie am meisten den Nordchinesen; sie sind groß, kräftig gebaut und unermüdliche Arbeiter. Es findet sich unter den Koreanern eine sehr große Zahl verschiedener Typen, die vom Mongolischen bis zum Malayi- schen verlaufen; ja in manchen Gegenden Korea's kommen sogar Eingeborene mit ziemlich weißer Hautfarbe, hellbraunen Haaren und blauen Augen vor.

Die gewöhnlich einstöckigen und mit Stroh gedeckten koreanischen Häuser sind im Aeußern und Innern höchst primitiv; meist fehlt ihnen Licht und Luft. Geheizt werden sie jedoch durch eine sinnreiche Vorrichtung, indem die heiße Luft von der Feuerstelle erst durch flache, unter den Fußböden liegende Röhren durch das ganze Haus geleitet wird, ehe sie nach oben entweichen kann.