Heft 
(1894) 81
Seite
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Deutsche Rundschau.

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Die Kleidung der Koreaner ist der chinesischen ähnlich; Frauen und Kinder tragen den Zopf nach Chinesenart, während die Männer die Haare als Schopf auf dem Kopfe zusammenbinden und mit Nadeln aus Holz, Kupfer, Silber oder Gold, je nach dem Range, festhalten. Frauen und Kinder gehen ohne Kopf­bedeckung, die Männer tragen selbstgeflochtene Hüte aus Binsen oder Stroh und« Pelzmützen. Gegrüßt wird nicht durch Hutabnehmen, sondern durch Zurechtrücken des Hutes mit beiden Händen. Während das gewöhnliche Volk entsetzlich schmutzig ist, zeichnen sich vornehme Koreaner durch Sauberkeit der Kleidung, wenn nicht den der Haut aus. Wie in China und manchen polynesifchen Ländern ist Weiß oder Grau die Farbe der Trauer. Die Beamten tragen Gewänder von blauer Farbe^ und da ihr Erscheinen, aus begreiflichen Gründen, wenig beliebt ist, hat sich im Koreanischen die sprüchwörtliche Redensart vomHerannahen der blauen Wolke" gebildet. Kein Koreaner geht ohne Tabaksbeutel und Pseise aus, die bei gewöhn­lichen Leuten zwei Fuß lang ist, während sie bei den Vornehmen mindestens süni Fuß mißt und von einem Diener getragen wird. Sitten und Gebräuche in Korea sind im Allgemeinen vollständig von China beeinflußt, und es ist bisher nur wenig von den ursprünglich koreanischen Einrichtungen bekannt ge­worden. Die heutigen Koreaner werden im Ganzen als feig und träg geschildert. In alter Zeit waren sie in vielen Industriezweigen die Lehrmeister der Japaner und mancher Zweig des Kunsthandwerks hat sich von China aus über Korea nach Japan verpflanzt. Heute stehen die Koreaner auf einer wesentlich tieferen Stufe der Civilifation als ihre beiden Nachbarvölker; nur in der Anfertigung von Dolchen und in der Herstellung von Papier aus den Papierstauden macht sich auch jetzt noch ihre lleberlegenheit geltend. Die herrschende Religion ist der Buddhismus, doch verliert derselbe immer mehr an Boden. Das Volk ist ein­fach abergläubisch, vernachlässigt alle religiösen Feste und Gebräuche, opfert dagegen in der freien Natur und innerhalb der Hütten besonderen Gottheiten, welche in Form von rohen und unschönen Götzenbildern verehrt werden. Die höheren Elasten huldigen der von China eingewanderten Moralphilosophie des Confucius. Auch das Christenthum hat Anhänger unter den Eingeborenen Korea's, aber seine Aus­übung und Verbreitung ist bisher durch grausame Maßregeln gehindert worden. Nur mit Todesverachtung konnten christliche Missionare die Glaubenslehren aus- breiten. Die koreanische Regierung ließ im Jahre 1866 sogar ganze Dörfer, in denen der christliche Glaube Verbreitung gefunden hatte, vernichten. Auf diese Weife wurden über 10 000 bekehrte Koreaner niedergemetzelt, und vergebens ver­langte die französische Regierung Genugthuung für die ebenfalls umgebrachten Missionare. Die zu diesem Zweck abgesandte französische Expedition kehrte nach Zerstörung einer kleinen, nahe der Hauptstadt gelegenen Ortschaft unverrichteter Sache nach Tfchifu zurück.

Die Verwaltung des koreanischen Königreichs ist nach chinesischem Muster ein­gerichtet. An der Spitze der Monarchie steht der Herrscherder Sohn der zehntausend Inseln, der Sohn des Himmels, der Vater seines Volkes" Z der mit absoluter Gewalt über das Leben feiner Unterthanen gebietet und dem eine fast göttliche Verehrung gezollt wird. So wird z. B. bei dem Tode eines koreanischen Herrschers das sociale Leben für zwei Jahre in der empfindlichsten Weise unter­brochen: weder Hochzeiten noch Beerdigungen dürfen stattfinden; die Leichen werden in die Flüsse oder in das Meer geworfen, und kein Verbrecher wird so lange verurtheilt. Der Name des Königs darf niemals ausgesprochen und nur in amt­lichen Berichten genannt werden.

Aeltere und neuere Reisende berichten übereinstimmend von der bitteren Noth des koreanischen Volkes, welche in erster Linie durch die Grausamkeit und Habsucht der Beamten Verschuldet ist. Anschaulicher als alle Schilderungen sind die Gespräche^

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