Efsi Arrest.
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„Kein Wort hat sie mir erzählt. Aber ich sehe doch aus dem Allen, daß es hier etwas Sonderbares gibt. Und dann das Krokodil; es ist Alles so unheimlich hier."
„Den ersten Abend, als Du das Krokodil sahst, sandest Du's märchenhast ..."
„Ja, damals . . ."
„.. . Und dann, Efsi, kann ich hier nicht gut fort, auch wenn es möglich wäre, das Haus zu verlausen oder einen Tausch zu machen. Es ist damit ganz wie mit einer Absage nach Varzin hin. Ich kann hier in der Stadt die Leute nicht sagen lassen, Landrath Jnnstetten verlaust sein Haus, weil seine Frau den aufgeklebten kleinen Chinesen als Spuk an ihrem Bette gesehen hat. Dann bin ich verloren, Efsi. Von solcher Lächerlichkeit kann man sich nie wieder erholen."
„Ja, Geert, bist Du denn so sicher, daß es so 'was nicht gibt?"
„Will ich nicht behaupten. Es ist eine Sache, die man glauben und noch besser nicht glauben kann. Aber angenommen, es gäbe dergleichen, was schadet es? Daß in der Luft Bacillen herumfliegen, von denen Du gehört haben wirst, ist viel schlimmer und gefährlicher als diese ganze Geistertummellage. Vorausgesetzt, daß sie sich tummeln, daß so 'was wirklich existirt. Und dann bin ich überrascht, solcher Furcht und Abneigung gerade bei Dir zu begegnen, Lei einer Briest. Das ist ja, wie wenn Du aus einem kleinen Bürgerhause stammtest. Spuk ist ein Vorzug, wie Stammbaum und dergleichen, und ich kenne Familien, die sich ebenso gern ihr Wappen nehmen ließen als ihre ,Weiße Frau', die natürlich auch eine schwarze sein kann."
Efsi schwieg.
„Nun, Efsi. Keine Antwort?"
„Was soll ich antworten? Ich habe Dir nachgegeben und mich willig gezeigt, aber ich finde doch, daß Du Deinerseits theilnahmsvoller sein könntest. Wenn Du wüßtest, wie mir gerade danach verlangt. Ich habe sehr gelitten, wirklich sehr, und als ich Dich sah, da dacht ich, nun würd' ich frei werden von meiner Angst. Aber Du sagst mir bloß, daß Du nicht Lust hättest, Dich lächerlich zu machen, nicht vor dem Fürsten und auch nicht vor der Stadt. Das ist ein geringer Trost. Ich finde es wenig und um so weniger, als Du Dir schließlich auch noch widersprichst, und nicht bloß persönlich an diese Dinge zu glauben scheinst, sondern auch noch einen adligen Spukstolz von mir forderst. Nun, den Hab' ich nicht. Und wenn Du von Familien sprichst, denen ihr Spuk so viel Werth sei wie ihr Wappen, so ist das Geschmackssache; mir gilt mein Wappen mehr. Gott sei Dank haben wir Briest's keinen Spuk. Die Briest's waren immer sehr gute Leute, und damit hängt es Wohl zusammen."
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Der Streit hätte Wohl noch angedauert und vielleicht zu einer ersten ernstlichen Verstimmung geführt, wenn Friedrich nicht eingetreten wäre, um der gnädigen Frau einen Brief zu überreichen. „Von Herrn Gieshübler. Der Bote wartet auf Antwort."