Heft 
(1894) 81
Seite
223
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Erinnerungen an August Mariette.

Von

Heinrich Drug sch fit.

^Nachdruck untersagt.^

Bereits sind dreizehn Jahre dahingeflossen, seitdem sich mein französischer Freund A. Mariette nicht mehr unter den Lebenden befindet. Und wie schwer wurde es ihm, von dieser Welt, von seinem Museum in Bulak an den Ufern des Nils zu scheiden, aus dem lachenden Sonnenlichte Aegyptens in die düstere Unterwelt hinabzuziehen! Seine Landsleute hatten seinen letzten Willen geehrt und die ägyptische Regierung sich vollkommen damit einver­standen erklärt, die sterblichen Ueberreste des um die Alterthümer Aegyptens hochverdienten Mannes in der Vorstadt Bulak bei Kairo einem Granit­sarkophage zu übergeben, der für alle Zeiten seine Ausstellung im Angesicht des Haupteinganges zum Museum finden sollte. Mariette hatte dieses, wenn auch auf Kosten der ägyptischen Vicekönige gegründet es war gegen das Ende der fünfziger Jahre, zufällige Funde, Ankäufe und Nachgrabungen hatten die kleinen Anfänge von Jahr zu Jahr in unglaublicher Weise ver­mehrt und den Sälen die kostbarsten Denkmale zugesührt, so daß bereits zur Zeit der feierlichen Eröffnung des Suez-Kanales den eingeladenen Gästen, von den Kaisern und Königen an bis zum letzten Berichterstatter der großen Zei­tungen Europa's und Amerika's, der Anblick einer wohlgeordneten, überaus reichen und werthvollen Sammlung ägyptischer Alterthümer geboten werden konnte.

Hätte mein verstorbener Freund jemals ahnen können, eine Laufbahn zu­rückzulegen, in welcher das Schicksal ihn, von den ersten dreißiger Jahren seines Lebens an, aus Boulogne-sur-Mer über Paris nach Aegypten versetzte und hier eine zweite Heimath finden ließ, die er bis zu seinem Tode hin fast mehr als sein eigenes Vaterland liebte? Er nahm vor seinem Glücke eine bescheidene

Nicht ohne wehmüthige Theilnahme wird man dieses letzte Blatt lesen, welches Heinrich Brngsch dem Andenken seines im Tode ihm vorauf gegangenen Freundes gewidmet hat und in welchem so mancher verwandte Zug des eigenen Charakters und Lebenslaufes sich abzuspiegeln scheint. Die Redaction.