Heft 
(1894) 81
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Deutsche Rundschau.

so traurigen und langweiligen Leben geworden, und Sie, mein thcurer Freund, der Sie mich kennen und es wissen, wie sehr mir das Leben vergällt worden ist. Sie werden begreisen, daß ich einen von Hsumb o ld t nicht vergessen kann, und daß im Gegentheil ich Sie bitten will, ihm unverzüglich Ihren Besuch zu machen, um ihm meinen Dank mitzutheilen und ihn meiner ewigen Erkenntlichkeit zu versichern« Die Ehren, mit welchen mich Ihr König und Herr von Humboldt beglückt, haben in Paris den besten Eindruck hervorgerusen. Der Herzog de Luhnes ist ins Besondere davon erbaut gewesen, und unser Minister des öffentlichen Unter­richtes hatte die Güte, mir seine Glückwünsche darüber auszusprechen. Für meinen Theil bin ich so stolz wie möglich darauf. Meine vier Jahre der Einsamkeit im Serapeum sind mehr als belohnt worden. Darum nimmt Ihr König mit Herrn von Humboldt einen großen Platz in meiner Erinnerung und, wenn ich es sagen darf, in meinen! Herzen ein."

In einem Briefe vom 5. November 1856 kommt er noch einmal aus seinen Berliner Aufenthalt zurück, indem er mir die Geburt eines Knaben anzeigt, und dann sortsährt:

Dem kleinen Weltbürger habe ich die Namen A ugust, Paul und Alphons gegeben, zur Erinnerung an seinen Vater, Großvater und Onkel, und dazu noch Wilhelm gefügt, zur Erinnerung an Ihren König. Mein Besuch in Berlin im vergangenen Jahre ist ein wirkliches Ereigniß in meinem Leben, und bei jeder Gelegenheit bereitet es mir viel Behagen, Jedermann zu beweisen, daß wenigstens der König von Preußen einen Franzosen hat, der ihm die größte Dankbarkeit widmet. Ich meine dasselbe Ihrem ehrwürdigen Herrn von Humboldt gegen­über. Seine beiden Bildnisse, mit allem Luxus eingerahmt, den meine arme kleine Börse zu bestreiten vermag, schmücken mein Arbeitszimmer und hängen neben dein meines Vaters. Was wollen Sie? Wenn ich glaube keinen Kops zu besitzen, der für die großen Maschinen der Wissenschaft gebaut ist, so behaupte ich wenigstens, ein Herz zu besitzen, in welchem die Liebe und die Erinnerung thronen. Im Leben besagt das Etwas."

Nach mehreren Briefen, in denen er abermals über die geringe Theilnahme klagt, die man ihm in Frankreich beweise, und seiner Sehnsucht nach Aegypten wiederholt Ausdruck gibt, konnte er mir endlich am 5. December 1856 schreiben:

Ich will Ihnen als meinem besten Freunde jetzt erzählen, wie es in Bezug aus mich möglich ist, daß ich aufs Neue dieses schöne Land wiedersehe. Der Pascha will mich zum Generalinspector ernennen. Ich würde in Kairo bleiben wie Linant- Bey, Clot-Bey und Andere, d. h. als ein Beamter des Pascha. Meine Aufgabe würde darin bestehen, die Alterthümer zu überwachen, ihre Zerstörung zu ver­hindern, ebenso ihre Verwandlung in Kalk rc. Im Princip ist das ausgezeichnet und durchaus eines Archäologen würdig, um so mehr als ich unter dem Vor­wände, sie sicher zu stellen, sie bloßlegen würde. Aber in der Praxis sieht die Sache nicht so schön aus. Thatsächlich kümmert sich der Pascha den Teufel um die Alterthümer wie um mich. Seine Absicht ist nur die, daß die Zeitungen im Chor von ihm sagen können: dieser aufgeklärte Fürst, dieser verständnißreiche Fürst u. s. w. Ich bin dabei nur ein Werkzeug, und wenn die Artikel in den Zeitungen erschienen sind, kann es dem Pascha einfallen, mich aufs Trockene zu setzen, andererseits wird der Jnspeeteur der Denkmäler gar nichts zu inspiciren haben. Sämmtliche Consuln graben nach, und es würde mir schön bekommen, sie zu verhindern, Löcher in den Mauern zu machen. Mein Platz wird also in einer Sinecure bestehen, und wissenschaftlich würde ich nichts zu thun haben, folglich keinen Nutzen davon tragen. Schließlich mache ich mir nichts daraus, ein Aus-