Erinnerungen an August Mariette.
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Hängeschild für den Pascha zu sein, einen Schreibtisch in Kairo zu haben und meine Zeit da unten zu verlieren. Von einer anderen Seite kann ich meine Entlassung als Conservateur im Louvre nicht geben. Wenn meine Stellung auch nicht ssehr einträglich ist, so ist sie sehr ehrenvoll; sie führt in einigen Jahren ins Institut und sichert mir wenigstens für das ganze Leben inein Brot. Nähme ich jetzt meine Entlassung, und oben genannter Pascha stürbe in sechs Monaten? Sie sehen die Verwicklungen, die sich daraus ergeben können. Rechnen Sie dazu, daß ich 12 000 Franken verlange und daß man mir 8000 anbietet, daß ich verpflichtet sein würde, fern von meiner Familie zu leben u. s. w. Kurzum es ist eine wichtige Angelegenheit. Wenn ich annehme, muß man mir sehr schöne Bedingungen machen. Der Pascha soll mich einfach an die Spitze ernsthafter Ausgrabungen setzen, über ganz Aegypten hin, Ausgrabungen zum Zwecke, ein Museum in Kairo zu schaffen, und ich nehme mit geschlossenen Augen an. Darin liegt eine Ausgabe, würdig eines Alterthumsorschers, und ich kann mir ein wissenschaftliches Vermögen und ein reelles Vermögen in baarer Münze schaffen. Aber mich dahin zu begeben, um gar nichts zu thun zu haben und von der Gnade oder Ungnade der Consuln abzuhängen, welche nothwendiger Weise mich niemals mit freundlichen Augen ansehen werden, das kann ich nicht. Das sind, theurer Freund, meine Ansichten, nach Aegypten zu gehen. Herr von Lesseps und Herr Sabatier (damaliger Generalconsul Frankreichs in Aegypten) haben sich jetzt ans Werk gemacht, und ich erwarte alle Tage eine entscheidende Antwort. Meine Reise nach Aegypten ist also durchaus nicht sicher. Ich verlange: 1. meine Entlassung im Louvre nicht zu geben; 2. 12 000 Franken Besoldung; 3. wirkliche Dienstleistungen in Aegypten und keine Sinecure, welche meinen Gelehrtenruf schädigen würde; 4. das Recht, alle Sommer nach Frankreich zurückzukehren; 5. die Verfügung über alle Denkmäler. — Wird man mir Alles dies bewilligen? Ich zweifle daran trotz alles guten Willens des Pascha (Sajid-Pascha), den ich persönlich gekannt habe und der mir sehr Wohl will.
Wenn ich nach Aegypten gehe, so werde ich also nicht aus Kosten der französischen Regierung gehen. Was kann ich für Sie thun? Mein lebhafter Wunsch besteht darin, mit Ihnen eine Forschungsreise nach Aegypten zu unternehmen, und dafür würde ich vor nichts zu rück Weichen. Aber Sie begreifen, daß die schönste Frau der Welt nicht mehr geben kann als das, was sie besitzt. Wir haben nur zwei Wege einzuschlagen, nämlich: 1. Sie osficiell mit meiner Angelegenheit in Zusammenhang zu bringen aus dem Grunde, daß ich damit einverstanden bin, Sie vor mir zu sehen oder höchstens neben mir, da ich niemals damit einverstanden wäre, Sie hinter mir zu sehen; 2. sich mit mir osficiell zu vereinigen. Machen Sie deshalb einige Ersparnisse, um bis Alexandrien kommen zu können, und für das klebrige stehe ich ein. Wir werden zusammen als Freunde leben, die guten und bösen Geschicke mit einander theilen und eine gute Barke bewohnen; Sie werden mich in der Eigenschaft als Freund begleiten, was mir erlauben wird, meinen Geschäften nachzugehen, als ob Sie nicht da wären. Aber ich bemerke, daß ich abschweise. Lassen Sie mich, was in einigen Tagen ein-
tresfen wird, mit ja oder nein bezeichnen, und wir werden sehen, wie wir uns
verständigen. Tragen Sie wirklich das Verlangen, Aegypten wiederzusehen, so sagen
Sie es mir, und ich werde für Sie thun, was ich meinem besten und liebsten
Freunde schuldig bin, und sollte ich selbst nach Berlin gehen müssen. Also, mein braver Preuße, wir sind darüber einverstanden. Das tiefste Schweigen über alles Das. Inzwischen zählen Sie aus mich, aus meine Freundschaft, wie Sie aus die Freundschaft Ihres eigenen Bruders zählen können."
Fast hatte es den Anschein, als ob die Pläne Mariette's scheitern sollten, denn noch am 7. April 1857 schrieb er mir: