Heft 
(1894) 81
Seite
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Ostasiatrsche Probleme.

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geschenken an die Herrscher der Ming-Dynastie erwähnt, 200 Catties (1 Catty gleich ungefähr 605 Gramm) für den Kaiser und 100 für die Kaiserin. In­dessen war die Einfuhr nicht bedeutend und überstieg bis 1720 nicht zwei­hundert Kisten jährlich, auf die drei Taels Per Kiste Zoll entrichtet werden mußten. Kurz vor dieser Zeit, gegen Anfang des 18. Jahrhunderts, haben Chinesen aus Java die Gewohnheit des Opiumrauchens nach Formosa ge­bracht, ohne daß die Unsitte weiter um sich gegriffen zu haben scheint. Wenigstens bezieht sich ein von dem Kaiser Jung cheng im Jahre 1729 gegen das Opiumrauchen erlassenes Verbot nur auf diese Insel. Das kaiserliche Edict muß ziemlich erfolglos geblieben sein, denn Barrow und Staunton erwähnen ans dem Jahre 1793, daß der Gebrauch des Opiums stetig, wenn auch haupt­sächlich unter den besseren Classen, zugenommen habe. Viel zu der schnellen Verbreitung dieser Art des Opiumgenusses mag beigetragen haben, daß die Einführung von Opium und Tabak fast gleichzeitig erfolgte und der letztere vielfach mit wohlriechenden Essenzen und kleinen Quantitäten Opium vermischt geraucht wurde. Die ersten Opiumpseisen waren einfache Rohre, die mit Kokosnusfasern, Tabak und Opium gestopft wurden; die heutige Form ist neueren Ursprungs, der aufgesetzte Kopf soll der Mohnblume nachgebildet sein.

Im Jahre 1796 erließ der Kaiser Kiaking ein neueres Edict, durch welches die Einfuhr von Opium überhaupt verboten und dasselbe aus der Liste der zollpflichtigen Artikel gestrichen wurde. Dieses Verbot hatte aber nur den Erfolg, daß der Handel ein heimlicher wurde und der Preis der Drogue dem entsprechend stieg, während auch der Verbrauch zunahm. Im Jahre 1820 wurden ungefähr 4000, sechs Jahre später schon 20000 Kisten eingeführt, und die gegen den Schmuggelhandel ergriffenen Maßregeln der Behörden in Canton erwiesen sich als wirkungslos, da die Commandanten der Zollkreuzer mit den fremden Schiffen gemeinschaftliche Sache machten und das Opium gegen eine bestimmte Abgabe passtren ließen oder sich Wohl gar selbst an dem Verkauf betheiligten, so daß die Einfuhr zu Anfang der dreißiger Jahre dieses Jahrhunderts auf 4050 000 Kisten geschätzt wurde.

Dieser Zustand erregte in immer höherem Maße die Besorgnisse der hauptstädtischen Behörden. Der Grundsatz, welcher dem Handel mit dem Auslande ursprünglich zu Grunde gelegen hatte, war gewesen, daß kein Silber ausgeführt, sondern nur Maaren gegen Maaren ausgetauscht werden durften. Allmälig und ganz besonders in Folge der Einfuhr von Opium war dieses Princip immer mehr und mehr in Vergessenheit gerathen und die Handels­bilanz gestaltete sich von Jahr zu Jahr ungünstiger für China. Ein im Jahre 1836 von einem Director des Opferamts gemachter Vorschlag, die Drogue wie früher mit einem Eingangszoll zu belegen, den Ankauf aber nur im Umtausch gegen Landesproducte zu gestatten, wurde verworfen, dagegen ein 1838 von dem Director des Ceremonien-Amts, Hwang Tsioh-tsze, auf gänz­liche Unterdrückung des Opiumhandels abzielender Antrag den höchsten Pro­vinzialbeamten zur Begutachtung vorgelegt.

Hwang bezeichnte den immer zunehmenden Verbrauch von Opium als die Veranlassung zu allen Leiden China's. Silber, und ebenso Dollars, würden

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