Heft 
(1894) 81
Seite
245
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Ostasiatische Probleme. 245

Festlande wie von den geöffneten Häfen nach dem Jnlande sich immer reger entwickelte.

Um diesen Zuständen und den fortwährenden Klagen der chinesischen Regierung ein Ende zu machen, wurde in der nach der Ermordung Margary's und aus Veranlassung derselben 1876 abgeschlossenen sogenannten Chesoo-Con- vention von englischer Seite das Zugeständniß gemacht, daß importirtes Opium unter Zollverschluß niedergelegt und nur nach gleichzeitiger Ent­richtung des Einfuhrzolles und der Likin (Jnland)-Abgabe. der ersteren durch den Importeur, der letzteren durch den chinesischen Käufer in den Verkehr übergehen solle; die Bestimmung der Höhe der Jnlandabgabe wurde den Pro­vinzialbehörden überlassen.

Dieser Artikel der Chefoo-Convention wurde, wie eine Anzahl anderer derselben. Seitens der englischen Regierung nicht ratificirt und, freilich erst im Jahre 1885, durch das zwischen Lord Salisbury und dem damaligen chinesischen Gesandten in London. Marquis Tseng, abgeschlossene Abkommen ersetzt, welches das Princip des Zollverschlusses für Opium und die gleich­mäßige Entrichtung von Zoll und Likin sesthielt, aber bestimmte, daß der erstere 30 Taels und das letztere nicht über 80 Taels pro Sicul (60,5 Kil) betragen dürfe.

Im Anschluß an diese Vereinbarung wurden dann Abkommen mit Hong­kong und Macao getroffen, durch welche den chinesischen Zollbehörden gestattet wurde, an diesen Leiden Plätzen Zollämter einzurichten und Maßregeln zur Verhütung des Schmuggelhandels zu treffen, während gleichzeitig die Erhebung des Likin in den geöffneten Häsen von den chinesischen Zollämtern auf die von Fremden geleiteten Seezollämter überging. Diese letzte Anordnung ebenso wie die später eingesührte gleichmäßige Besteuerung des einheimischen Opiums sind in den jahrelangen Bemühungen des General-Jnspectors der chinesischen Seezölle. Sir Robert Hart, zu danken, der so der chinesischen Regierung eine neue, sehr erhebliche Einnahmequelle gesichert hat.

Die vorstehende, streng historische Darstellung wird jedem Unvorein­genommenen die Richtigkeit der von Hia Sieh ausgesprochenen Ansicht be­weisen, daß.wenn auch die Fremden das Uebel nach China gebracht, es doch China gewesen sei, welches ihm das Thor geöffnet, da es sein Begehren nach demselben gesteigert habe."

Die Einfuhr von Opium nach China hat in den letzten dreißig Jahren, einige Schwankungen abgerechnet, zwischen 60 und 70 000 Piculs betragen; die niedrigste Einfuhr war die von 1869 mit 53413 Piculs, die höchste 1888 mit 82 612 Piculs; diese letztere ausnahmsweise hohe Ziffer war aus das Be­streben der Importeure zurückzuführen, die Zeit vor dem Inkrafttreten der Con­vention von 1885 zu benutzen, wobei ihnen die chinesischen Behörden der einzelnen Häfen durch Herabsetzung der Likinabgabe eifrigst Vorschub leisteten.

Der Werth des 1892 eingeführten fremden Opiums, 70 782 Piculs. be­trug 27 418152 Taels. d. h. annähernd die Summe, um die der Ausfuhr­handel China's geringer als der Einfnhrhandel ist. die 1021 2 resp. 135 Mil­lionen Taels repräsentiren. Die Einnahmen der Regierung aus Opium be-