Heft 
(1894) 81
Seite
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Ostasiatische Probleme.

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geistlichen, in Hochasien und China thätigen Sendboten, namentlich der von Jnnocenz IV. 1252 aus Franciskanern und Dominikanern organisirten Loeistas tratrum peraorinantium xropter Oürwtum" zu verdanken, daß die katholische Missionsthätigkeit in China eine bestimmte Form annahm. Der thätigste dieser Sendboten, der Franciskaner Johann von Monte Corvino, der, 1289 nach China geschickt, Khanbalik (Peking) 1292 erreicht und dort els Jahre allein gewirkt hatte, wurde 1307 von Papst Clemens V. zum Erzbischof von Peking ernannt, während zugleich zu seiner Unterstützung sieben Susfragan- bischöse hinausgesandt wurden. Unter ihm und seinem Nachfolger, dem 1325 ernannten Franciskaner Nicolas, früher Professor an der Universität von Paris, befand sich die Mission in blühendem Zustande; die Zahl der Bekehrungen nahm täglich zu, neue Gemeinden entstanden überall, und der Kaiser ließ keine Gelegenheit Vorbeigehen, den Missionaren sein Wohlwollen zu bezeigen. Aber alle diese Erfolge verschwanden wenige Jahre später, als wenn sie nie gewesen wären. Mit dem Sturze und der Vertreibung der Mongolen und der Er­hebung der neuen nationalen Dynastie der Ming verlor die katholische Mission die Grundbedingungen ihres Bestehens, den Schutz der Regierung und den Zusammenhang mit Europa. Zwar versuchte Urban V. diesem letzteren Uebel- stande in 1370 durch die Ernennung und Entsendung eines neuen Erzbischofs, eines päpstlichen Legaten und einiger achtzig Geistlichen nach Peking abzuhelfen, aber von keinem dieser Sendboten lief je wieder eine Nachricht ein, und das Werk der rechtgläubigen Katholiken ging ebenso spurlos unter, wie das ihrer Gegner und Zeit- und Schicksalsgenossen, der Nestorianer.

Erst beinahe zwei Jahrhunderte später wurde der Versuch zur Bekehrung China's erneuert. Zwar starb der heilige Franz Xaver 1552 auf der Insel Sancian ohne das Festland erreicht zu haben, aber der italienische Jesuit Alexander Valignani, der bei einer Visitationsreise Macao besucht hatte, ver­mochte es, den Provinzial von Indien zu veranlassen, 1579 zwei Jesuiten, Michael Ruggiero und Matthias Ricci, nach China zu entsenden, denen es gelang, über Macao Canton zu erreichen und dort festen Fuß zu fassen. Trotz vieler Schwierigkeiten und mancher Verfolgungen wurden in Kwangtung und Kwangsi und später in Nanking Stationen errichtet und nicht unbedeutende Erfolge erzielt. Das Mittel, dessen sich die Missionare bedienten, um Zutritt zu den hohen Beamten und deren Wohlwollen zu erlangen, war: die Neu­gierde derselben durch europäische mechanische Kunstwerke, Uhren, Glocken­spiele u. s. w-, zu erregen und sich dann durch die Nothwendigkeit, diese Spielereien in Ordnung zu halten, unentbehrlich zu machen. Auf diese Weise gelang es auch Ricci, einen in Nanking befindlichen Eunuchen des Kaisers zu gewinnen und von demselben die Erlaubniß zu erhalten, ihn nach Peking zu begleiten, wo er nach vielem Aufenthalt und manchen Fährlichkeiten 1601 anlangte und von dem in Haremsleben und Vergnügungen versunkenen Kaiser Wan-li mit Interesse und Wohlwollen, als eine neue Zerstreuung, empfangen wurde. In die Streitigkeiten zwischen den hohen Staatsbeamten und Eunuchen, als Schützling der letzteren, verwickelt, wußte Ricci die unbequemen Freunde abzuschütteln und sich auch die Achtung und Unterstützung der höchsten Würden-