Heft 
(1894) 81
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Ostasiatische Probleme.

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Von den einunddreißig Vicariaten gehören also siebzehn französischen, neun italienischen, zwei spanischen, zwei belgischen und eine einer deutschen Gesellschaft an; die Zahl der europäischen Missionare beträgt ungefähr 530, die der eingeborenen katholischen Christen etwas über 535 000.

Die älteste protestantische Mission in China war die aus holländischer Initiative 1624 in Formosa hervorgegangene; sie erzielte unter den Urein­wohnern der Insel ungefähr 9000 Bekehrungen und ging in den Kämpfen unter, die der Besetzung der Insel durch Koxinga (Ching-ching-Kung) folgten und mit der Vertreibung der Holländer endeten. Im Jahr 1684, als der Enkel Koxinga's sich dem Kaiser Kanghi unterworfen hatte, wurden die letzten über­lebenden holländischen Gefangenen und einige Nachkommen derselben in Freiheit gesetzt. Sonst erinnern nur einzelne, zum Theil erst seit Kurzem der Ver­gangenheit entrissene sprachliche Arbeiten an diese erste Episode protestantischer Missionsthätigkeit.

Beinahe hundertundfünfzig Jahre nach diesem mißlungenen Versuche kam der erste protestantische Missionar, der Engländer I)r. Morrison, nach dem Festlande von China. Aber auch seine Thätigkeit blieb, was das Missions­werk anbetras, weit hinter den gehegten Erwartungen zurück, ebenso wie die der in Malacca, Singapore, Pinang und Java errichteten Missionen, von denen man gehofft hatte, daß sie unter den dort lebenden Chinesen einen guten, später aus das eigentliche China zu übertragenden Erfolg haben würden. In China waren bis 1842 sechs, auf den Inseln und dem Festlande Hinter­indiens in derselben Zeit ungefähr hundertfünfzig Bekehrungen von Chinesen erzielt worden. Die erfolgreichere Thätigkeit der protestantischen Missionen begann erst mit deren nach dem Abschluß des Friedens von Nanking 184345 erfolgter llebersiedelung nach Hongkong und dem eigentlichen China.

Heute zählen die protestantischen Missionen in China 37 287 Communi- canten, während sich an dem Missionswerk 589 Männer, 391 verheirathete und 316 unverheirathete Frauen betheiligen, die vierzig verschiedenen amerika­nischen, englischen und deutschen Gesellschaften angehören und sich nach den Nationalitäten aus 724 Engländern, 513 Amerikanern und 59 Deutschen zusammensetzen.

Die Zahl der in den Missionsschulen unterrichteten Kinder betrug 16 836; sechzehn Hospitäler und vierundvierzig Apotheken bestanden, in denen 1889 348 439 Kranke verpflegt oder mit Arzeneien versehen wurden. Die Beiträge der einzelnen Christen zu den Kosten der Missionen beliefen sich auf 36 884 Dollars, d. h. auf nicht einen Dollar per Convertiten, während man Wohl nicht irre geht, wenn man den Betrag der durch die protestantischen Missionen verursachten Kosten aus weit über eine Million Dollars veranschlagt.

III.

Wie sich aus der vorstehenden kurzen historischen Skizze ergibt, haben drei anfänglich sehr erfolgreiche Versuche christlicher Missionare, der Nestorianer und der Römisch-Katholischen im vierzehnten, der Protestanten auf Formosa im siebzehnten Jahrhundert, mit einer so vollständigen Vernichtung des Er-

Dsutsche Rundschau. XXI, 2. 17