Heft 
(1894) 81
Seite
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Deutsche Rundschau.

Nach der Wiederherstellung des Friedens wird sich China aber noch anderen Fragen gegenüber finden, unter denen eine Reform des Münzwesens und eine Revision des Zolltarifs zu den auch für die Fremden wichtigsten ge­hören dürften. Was das Münzwesen anbetrifft, so hatte sich die chinesische Regierung bereits 1876 bei den Verhandlungen über die für die Ermordung Margarh's zu leistende Genugthuung bereit erklärt, eine Münze nach fremdem Muster einzurichten; der englische Unterhändler, Sir Thomas Wade, nahm dieses Anerbieten nicht an, da er nicht sah, in welchen Theil der Convention dasselbe einrangirt werden könnte, und die damals versäumte Gelegenheit hat sich seitdem nicht wiederholt, denn der von dem Generalgouverneur von Canton gemachte locale Versuch mit der Ausprägung von Silber- und Kupfermünzen kann nicht als eine Lösung der Frage angesehen werden. Daß derselben be­deutende Schwierigkeiten in dem Weg stehen, ist unzweifelhaft; der Gewinn, den alle Beamten und alle einheimischen wie fremden Banken aus der Um­rechnung der verschiedenen Taels unter einander und in Dollars ziehen, läßt aus einen energischen Widerstand Seitens derselben schließen, und die in China sehr verbreitete Falschmünzerei, die im Süden zu dem sogenannten Choppen geführt hat, d. h. dem Abstempeln der Dollars von Seiten jeden Kaufmanns, durch dessen Hände sie gehen, ist ein ebenfalls nicht zu unterschätzendes Hinder­niß. Außerdem müssen wenigstens die mit der Feststellung des Feingehalts beauftragten Beamten der Münze Fremde sein, um dem fremden und ein­heimischen Kausmannsstand die erforderliche Garantie für die genaue Jnne- haltung der betreffenden Vorschriften zu geben.

Die Revision des Zolltarifs ist durch den Stand der Silberfrage zu einer unabweislichen Nothwendigkeit geworden; die festen Zollsätze, ursprünglich auf 5 Procent vom Werth berechnet, beruhen aus dem 1858 vereinbarten Tarif und repräsentiren daher, bei dem Fall des Silberpreises, kaum noch 40 Procent von dem, was sie zu der Zeit ihrer Festsetzung Werth waren; die chinesische Regierung, deren Kaufkraft durch diesen Rückgang in den Zolleinnahmen wesent­lich verringert wird, ist daher an einer solchen Revision interessirt. Die Ver­tragsmächte würden Unrecht thun, sich derselben zu widersetzen; sie sollten vielmehr die Gelegenheit benutzen, bei offenem Entgegenkommen in diesem Punkte diejenigen Zugeständnisse zu erlangen, die zu einer Ausdehnung des Handels erforderlich sind, d. h. die Eröffnung einzelner Jnlandwafferstraßen, so namentlich des Westflusies bei Canton und die Regelung der Jnlandzoll- srage in dem Sinne, daß der in dem Einfuhrhafen entrichtete Transitzoll, 50 Procent des Eingangszolles, die Waaren im Innern so lange deckt, als sie sich in der ursprünglichen Verpackung befinden. Die Verhandlungen über diesen letzteren Punkt find so alt wie die Verträge selbst; sie haben zu keinem Ergebniß geführt, weil die Kaufleute den Zusicherungen der chinesischen Re­gierung keinen Glauben schenkten wozu dann überhaupt Vereinbarungen treffen, erwiderte das Tsnngli-Pamen nicht mit Unrecht, und die Vertrags­regierungen nicht den Muth hatten, selbständig vorzugehen. In dem Seitens der englischen Regierung nicht ratificirten, von Sir Rutherford Alcock abge-