Heft 
(1894) 81
Seite
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Ostasiatische Probleme.

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schlossenen Vertrage von 1869 liegen die entwicklungsfähigen Keime einer Ver­ständigung über diese Punkte.

Die Inangriffnahme von Eisenbahnen für strategische und wirthschaftliche Zwecke, in dem letzteren Sinne hauptsächlich, um die Gebirgsgegenden zu er­schließen und in ihnen die periodische Wiederkehr von Hungersnöthen unmög­lich zu machen, die Vermehrung und Ausdehnung der Regierungswerkstätten und eine umfassendere und rationellere Bearbeitung der Bergwerke werden dem Handel und der Industrie die Ausfälle reichlich ersetzen, die eine Er­höhung mancher Zollsätze im Gefolge haben könnte. Freilich werden wir, um auch der besonderen deutschen Interessen zu gedenken, ganz besonders darüber zu Wachen haben, daß wir bei den bevorstehenden Vereinbarungen nicht zu kurz kommen. Der neueste englisch-japanische Handelsvertrag ist ein gutes Beispiel für die Art, wie Andere für ihre Interessen zu sorgen verstehen. England sichert sich für seine Stapelartikel die Fortdauer niedriger Zollsätze, aber es opfert aus dem Altar des japanischen Verlangens nach einem autonomen Tarif alle in geringeren Mengen eingeführten Artikel, an denen gerade unsere Industrie am meisten betheiligt ist.

Die Vertretung unserer Interessen in China, nicht im Sinne von Personen- sragen, sondern unter Berücksichtigung unseres Handels und unserer Industrie und des unseren dort angesessenen Landsleuten zu gewährenden Schutzes ver­dient überhaupt ernste Berücksichtigung.

Nach vielen Mühen und mit nicht unerheblichen Kosten ist es gelungen, einzelne Techniker heranzubilden, die, was persönliche Tüchtigkeit, Kenntniß der chinesischen Sprache und der Verhältnisse und Bedürfnisse des Landes an- betrisft, unerreicht dastehen dürsten. Die fernere praktische Verwerthung des so erreichten Resultats scheint aber dadurch in Frage gestellt, daß die bisher für diesen Zweck ausgegebenen Beträge, die für die Zukunft jährlich 12 bis 18000 Mark nicht übersteigen würden, an maßgebender Stelle in einem Augen­blick abgesetzt werden, in dem sich das Bedürfniß für eine sachverständige Vertretung unserer Industrie in China doppelt fühlbar machen wird. Gleichzeitig wird an dem Princip gerüttelt, das seit zwanzig Jahren in China maßgebend War, und nach dem im Consulardienst daselbst Niemand Verwen­dung finden soll, der nicht der chinesischen Sprache mächtig ist. Es ist dies der alte Kamps über die aus dem Justizdienst oder dem Dolmetscherdienst hervorgegangenen Consularbeamten, der sich in allen Ländern abspielt, und in dem die Ministerien, sehr zum Nachtheil der Sache, meistens auf Seite der ersteren stehen. Auch in England, wo an der Kenntniß der Landessprache bei jedem in China eingestellten Consularbeamten festgehalten wird und selbst die diplomatischen Beamten erhalten eine Zulage von 100 Psd. Sterl. jähr­lich, wenn sie eine Prüfung im Chinesischen ablegen, kann man sich für den diplomatischen Dienst noch nicht von dieser Befangenheit frei machen, ob­gleich mehrere der erfolgreichsten englischen Diplomaten aus den Dolmetschern hervorgegangen sind. Mr. Curzon schreibt darüber:Es gibt gewisse Punkte in Betreff unserer diplomatischen Vertretung in Ostasien, aus die die Auf­merksamkeit zu lenken Wohl am Platze sein dürfte. Das Auswärtige Amt