Heft 
(1894) 81
Seite
274
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Zum zehnten Uovember.

Schiller's Todirnsryer"

Ein dramatischer Entwurf Goethe 's.

Von

Bernhard Snphan.

^Nachdruck untersagt.;

I.

Epilog zur Glocke und Plan einer größeren Dichtung zu Schillert Gedächtnis); Aufzeichnungen dazu in Goethe's Nachlaß.

Denn er war unser! Mag das stolze Wort Den lauten Schmerz gewaltig übertönen I Er mochte sich bey uns im sichern Port,

Nach wildem Sturm, zum Daurenden gewöhnen. Indessen schritt sein Geist gewaltig sort Ins Ewige des Wahren, Guten, Schönen,

Und hinter ihm, in wesenlosem Scheine,

Lag, was uns Alle bändigt, das Gemeine.

Schiller's Lied von der Glocke ward zu dessen Andenken in Lauchstädt am 10. August 1805 dramatisch aufgeführt, mit einem Epilog von Goethe. Die sämwtlichen weimarischen Hosschauspieler nahmen Theil an der Feier- Der Schauplatz War des Gießers Werkstätte. Schlußchor: Vivos voeo, kulgura krantzo, mortuos xlango."

Der Epilog zur Glocke, den Goethe mit diesem einfachen Vorbericht er­scheinen ließ, gilt uns als die schönste Doxologie Schiller's und zugleich als das schönste Denkmal des Freundschastsbundes unserer größten Dichter, der vor hundert Jahren geschlossen und, wie Goethe sagt, besiegelt ward. Wir denken kaum daran, daß jenes einzige Gedicht in seiner ersten Gestalt zunächst eine locale Bestimmung gehabt hat. Das stolze WortDenn er war unser!" findet heute seinen vollen Widerklang in dem deutschen Nationalbewußtsein; da­mals war es die Künstlersamilie des Weimarer Theaters, die im Hochgefühl der Trauer um einen solchen Verlust den Abgeschiedenen für sich in Anspruch nahm-

Die Lauchstädter Ausführung, so würdig und schön sie auch verlausen war, sollte doch nur eine vorläufige Gedächtnißfeier sein und der Epilog nur