Zum zehnten November.
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Er hatte früh das strenge Wort gelesen,
Dem Leiden war er, war dem Tod vertraut.
So schied er nun, wie er so oft genesen,
Nun schreckt uns das, wofür uns längst gegraut.
Doch jetzt empfindet sein verklärtes Wesen Nur Einen Wunsch, wenn es herüber schaut.
O! möge doch den heil'gen letzten Willen Das Vaterland vernehmen und erfüllen!
Der letzte Gedanke und Wunsch des Scheidenden hat den Seinen gegolten; dem Vaterlande, dem er sein Edelstes gewidmet hat, gebührt es, an den Unversorgten Vaterpflicht zu übernehmen. So hätte denn der Dichter den Epilog dieser Trauerseier gipfeln lassen in einem Schlußwort ähnlich dem des Prometheus in seiner „Pandora":
Des echten Mannes wahre Feier ist die That. —
Jedoch der letzte Schluß war nicht der menschlichen Rede Vorbehalten, und nicht das irdische Vaterland sollte das letzte Wort sprechen. Auf einen Berg der Verklärung gleichsam sollten die Genossen der Feier sich gehoben fühlen. Die Scene verwandelt sich wieder „ins Heitere", ein himmlischer Glanz erfüllt das Haus. Die feierlichste Weise ertönt, das Magnificat, oder, nach der Aufzeichnung für Zelter, das (Uorm in sxesisis . . .
Wer beschwichtigt Beklommnes Herz, das allzu viel verloren? . . .
Da schwebt hervor Musik mit Engelschwingen Verflicht zu Millionen Tön' um Töne,
Des Menschen Wesen durch und durch zu dringen,
Zu überfüllen ihn mit ew'ger Schöne:
Das Auge netzt sich, fühlt im höhern Sehnen Den Götterwerth der Töne wie der Thränen.