Heft 
(1894) 81
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Deutsche Rundschau.

Jahre garantiren, als Preis für ihre Zustimmung zu unserer Politik in Schleswig-Holstein, so greisen sie gewiß mit beiden Händen zu. Rußland ist sehr leicht zu beschwichtigen und dankt dem Himmel, wenn wir ihm als Schirm alle seindlichen Mächte von Polen abhalten von den Engländern ist gar nichts zu befürchten, die bellen nur und beißen nicht. Roon stimmt auf das Lebhafteste bei, von denen sei durchaus nichts zu besorgen.

Ich: Man darf, glaube ich, noch mehr sagen. Die Engländer wollen Friede haben in Europa, damit ihre Handelsthätigkeit nicht gestört werde; sie poltern und schimpfen gegen uns in der Absicht, uns einzuschüchtern, damit wir Ruhe halten, und sie thun das um so geräuschvoller, weil sie sehr gut wissen, daß sie nichts weiter thun können, oder wollen, daß diese Einschüchte­rung ihre einzige Waffe gegen uns ist. Kehren wir uns daran nicht; sehen sie, daß wir uns nicht einschüchtern lassen, so ändert sich die Scene. Gehen wir heute entschlossen gegen Dänemark vor, so wendet sich morgen dieselbe leidenschaftliche Sprache Englands gegen Dänemark, um die Dänen einzu­schüchtern und die Ruhe auf diese Weise zu erhalten.

Roon citirt selbst die neuesten Artikel derTimes", die schon einlenken.

Ich: So bleiben als feindliche Mächte in der That nur Dänemark und Frankreich übrig, und mit denen kann man es in Verbindung mit Oesterreich und dem übrigen Deutschland Wohl mit einiger Zuversicht ausnehmen.

Roon: Die andere Combination: Rußland, Preußen und Frankreich wäre mir eigentlich lieber, denn den lieben Freunden in Wien ist nicht über den Weg zu trauen. (W. Durch diese Worte gab er mir einen sehr werthvollen Aufschluß; ich sehe, das Herz der Herren hängt noch immer an Bismarck's großen Plänen von ehemals, an der großen Tripel-Allianz gegen Oesterreich, die sie noch immer auch bei dieser Gelegen­heit wieder zu Stande bringen möchten. Sie werden nur mit Widerstreben aus andere Kombinationen eingehen. Diese Entdeckung ist sehr viel Werth!)

Ich: Nun! zu trauen ist dem Manne in den Tuilerien wahrhaftig auch nicht!

Roon (lachend): Nein, gewiß nicht! Er hat aber auch noch andere Be­denken. Es ist, meint er, gar sehr die Frage, ob es im Interesse Preußens liegt, da in Schleswig-Holstein einen neuen Großherzog einzusetzen, der dann möglicherWeise auch unserFeind und Gegner inDeutsch- land sein könnte freilich liegt diese Gefahr für jetzt ganz in der Ferne!

Ich: Dieser Gefahr wäre, wie mir scheint, leicht vorzubeugen. Rends­burg kann ohnehin nicht den schwachen Kräften der Herzogtümer allein über­lassen bleiben; nichts ist leichter, als Rendsburg zur Vundesfestung mit preußischer Besatzung zu machen, und Kiel zum Bundeshasen auch mit preu­ßischer Besatzung.

Roon: Kiel eignet sich dazu nicht; es kann örtlicher Schwierigkeiten wegen nicht befestigt werden; die Höhen zu beiden Seiten der Bucht steigen terrassenförmig, so daß man immer dominirt bleibt, Wenn man auch mit seinen Befestigungen so weit geht als irgend möglich.

Ich: Nun, dann Eckernförde!