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Deutsche Rundschau.
kann Dich gar nicht mehr ansehen, ohne an den Calatrava-Ritter zu denken, den die Königin heimlich liebte . . . Rufen Sie. bitte. Kruse, daß er die Sachen hier wieder in die Halfter steckt, und wenn wir zurückreiten. müssen Sie mir 'was anderes erzählen, ganz 'was anderes."
Kruse kam. Als er aber die Gläser nehmen wollte, sagte Crampas: „Kruse, das eine Glas, das da, das lassen Sie stehen. Das werde ich selber nehmen."
„Zu Befehl, Herr Major."
Effi, die dies mit angehört hatte, schüttelte den Kops. Dann lachte sie. „Crampas, Was fällt Ihnen nur eigentlich ein? Kruse ist dumm genug, über die Sache nicht weiter nachzudenken, und wenn er darüber nachdenkt, so findet er glücklicherweise nichts. Aber das berechtigt Sie doch nicht, dies Glas . . . dies Dreißigpfennig-Glas aus der Josephinenhütte . . ."
„Daß Sie so spöttisch den Preis nennen, läßt mich seinen Werth um so tiefer empfinden."
„Immer derselbe. Sie haben so viel von einem Humoristen, aber doch von ganz sonderbarer Art. Wenn ich Sie recht verstehe, so haben Sie vor — es ist zum Lachen, und ich genire mich fast, es auszusprechen — so haben Sie vor, sich vor der Zeit aus den König von Thule hin auszuspielen."
Er nickte mit einem Anfluge von Schelmerei.
„Nun denn, meinetwegen. Jeder trägt seine Kappe; Sie wissen, welche. Nur das muß ich Ihnen doch sagen dürfen, die Rolle, die Sie mir dabei zu- dictiren, ist mir zu wenig schmeichelhaft. Ich mag nicht als Reimwort aus Ihren König von Thule herumlaufen. Behalten Sie das Glas, aber bitte, ziehen Sie nicht Schlüsse daraus, die mich compromittiren. Ich werde Jnn- stetten davon erzählen."
„Das werden Sie nicht thun, meine gnädigste Frau."
„Warum nicht?"
„Jnnstetten ist nicht der Mann, solche Dinge s o zu sehen, wie sie gesehen sein wollen."
Sie sah ihn einen Augenblick scharf an. Dann aber schlug sie verwirrt und fast verlegen die Augen nieder.