Die Uordlandreise des Deutschen Kaiserpaares
im Jahre 1894.
Von
Paul Güßseldl.
I.
sNachdruck untersagt^
Seit dem Jahre 1889 hat Kaiser Wilhelm II. allsommerlich, mit einziger Ausnahme, Fahrten in den norwegischen Gewässern unternommen und daselbst diejenige Erholung gesunden, welche ihm die Heimath nicht gewähren konnte. Denn je größer die Machtfülle ist, mit welcher die Vorsehung einen Monarchen ausgestattet hat, um so karger ist ihm zugemessen, wonach wir uns Alle von Zeit zu Zeit sehnen: jene innere Ruhe, in welcher wir leidenschaftslos rückwärts und vorwärts blicken. Der Kaiser hat dies selbst bei feierlicher Gelegenheit mit folgenden Worten zum Ausdruck gebracht:
„Bei Meinen Reisen habe Ich nicht allein den Zweck verfolgt, fremde Länder und Staats-Einrichtungen kennen zu lernen und mit den Herrschern benachbarter Reiche freundschaftliche Beziehungen zu Pflegen; sondern diese Reisen, die ja vielfach Mißdeutungen ausgesetzt waren, haben für Mich den hohen Werth gehabt, daß Ich, entrückt dem Partei-Getriebe des Tages, die heimischen Verhältnisse aus der Ferne beobachten und in Ruhe einer Prüfung unterziehen konnte. Wer jemals einsam aus hoher See, auf der Schiffsbrücke stehend, nur Gottes Sternen-Himmel über sich, Einkehr in sich selbst gehalten hat, der wird den Werth einer solchen Fahrt nicht verkennen. Manchem von Meinen Landsleuten möchte ich wünschen, solche Stunden zu erleben, in denen der Mensch sich Rechenschaft ablegen kann über das, was er erstrebt und was er geleistet hat. Da kann man geheilt werden von Selbstüberschätzungen, und das thut uns Allen Noth."
Diese Worte sind als Motto dem Buche H vorangestellt, welches von den vier ersten norwegischen Reisen des Kaisers handelt. Die jüngste Reise brachte
i) Güßfeldi, Kaiser Wilhelm's II. Reisen nach Norwegen. Zweite Auflage. Berlin, Gebrüder Paetel. 1892.