Heft 
(1894) 81
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Deutsche Rundschau.

Nach den ossiciellen Angaben hat dieHohenzollern" ein Deplacement von 4187 Tonnen, eine Länge von 117 m, eine Breite von 14 m, einen mittleren Tiefgang von 5,74 m, eine dreifache Expansions-Maschine von 9000 indicirten Pferdekräften.

Die Besatzung besteht aus einem Stabe von acht Officieren, zwei Ingenieuren, einem Stabsarzt, einem Zahlmeister und aus einer Mannschaft von 295 Mann.

Aus diesen Angaben ist ersichtlich, daß es sich um ein außergewöhnlich stattliches Schiff handelt, welches durch seine Dimensionen und durch die Leistungsfähigkeit seiner Maschinen viele Oceandampser übertrisft.

Daß die innere Einrichtung einzig in ihrer Art dasteht, braucht Wohl kaum besonders ausgesprochen zu werden. Man bat hier sozusagen den Mikrokosmos eines monarchischen Staates vor sich: die Gemächer des Kaisers und der Kaiserin stellen das Palais vor, der große Speisesaal ist der Weiße Saal des Berliner Schlosses, die lange Reihe der Kammern, in denen die Herren des Gefolges untergebracht sind, ist eine Hauptstraße der Residenz; der Raum, in welchem die Schreibpulte aufgestellt sind, ist das Regierungs-Gebäude; an Stelle der Kasernen tritt das Zwischendeck, wo die Matrosen in Hänge­matten schlafen, an Stelle des Exercirplatzes tritt ein Theil des Decks. Un­beschränkter Minister, nur dem Monarchen Rechenschaft schuldig, ist der Kommandant; er befehligt eine Reihe von Ofsicieren, die in einem besonderen Viertel wohnen, um einen bedeckten Platz herum,Ofsicier-Messe" genannt. Auch das Gefolge besitzt einen Club, der aber wenig besucht wird. Denn ein Jeder, der lesen, schreiben oder Nachdenken will (wozu auf Seereisen auch ein sanftes Einschlummern gerechnet werden muß), der zieht sich lieber in seine eigene Kammer zurück.

Was diese Kammern (Cabinen) betrifft, so hat der Kaiser dabei eine be­sondere Fürsorge für seine Begleitung walten lassen. Man muß nur oft und lange zur See gefahren sein, um zu wissen, was eine geräumige, gut ein­gerichtete und gut ventilirte Cabine bedeutet, noch dazu wenn man sie mit keinem Anderen zu theilen braucht. Die Gefolge-Kammern auf der neuen Pacht lassen dem Bewohner keinen Wunsch mehr übrig. Sie liegen so hoch über dem Wasser, daß man die große Pforte nur in seltenen Fällen zu schließen braucht; sie besitzen einen Schreibtisch, ein Sopha, einen Kleiderschrank und so viele Kasten, daß die Erfordernisse einer vierwöchentlichen Reise mühelos darin Platz finden. Ein Wasser-Reservoir innerhalb derselben überhebt jeder Sorge um Wassermangel. Des Abends wird der Raum durch elektrisches Glüh­licht erhellt; außerdem aber steht noch eine tragbare elektrische Lampe bereit, die für den Schreibtisch bestimmt ist. Hinter Gardinen verborgen liegt die Coje (das Bett), über welcher, wenn es nöthig wird, eine zweite Coje ausgeschlagen werden kann. Ferner stehen dem Gefolge mehrere Baderäume zum ausschließ­lichen Gebrauche frei; die darin ausgestellten Wannen zeichnen sich durch be­sondere Größe aus.

Obwohl nun aus der neuenHohenzollern" viel mehr Platz zur Verfügung vorhanden war, als auf der alten, so hatte Seine Majestät doch nichts ge­ändert an der Anzahl des Gefolges und der durch Einladungen ausgezeichneten