Tie Nordlandreise des Deutschen Kaiserpaares im Jahre 1894.
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Gäste. Ja, es waren zum größeren Theil wieder dieselben Persönlichkeiten versammelt, welche die früheren Reisen hatten mitmachen dürfen. Es waren der Hausmarschall Freiherr von Lhncker; der Contre - Admiral und Admiral a tu 8nit6 Seiner Majestät des Kaisers Freiherr von Senden (Marine-Cabinet); der General- und Leib-Arzt vr. Leuthold; die Flügeladjutanten Oberst von Lippe (Militär-Cabinet), Oberstlieutenant Hellmuth von Moltke, Graf von Hülfen- Haeseler, Major von Jacobi; der königlich preußische Gesandte von Kiderlen- Waechter (Auswärtiges Amt und Civil-Cabinet).
Als Gäste geladen waren der Graf von Görtz, der Botschafter Graf Philipp Eulenburg, der Flügeladjutant Graf Moltke, der Intendant des Wiesbadener Hoftheaters Georg von Hülfen, der Marinemaler Carl Saltzmann und ich selber: im Ganzen also vierzehn Personen.
Der Theilnahme der Kaiserin an der Nordlandsahrt verdankten wir die Erweiterung dieses Kreises durch den dienstthuenden Kammerherrn v. d. Knesebeck. Sein Name ist allen Denen bekannt, welche die Thätigkeit der hochseligen Kaiserin Augusta im Dienste der werkthätigen Liebe verfolgt haben. Länger als ein Jahrzehnt verwaltete Herr v. d. Knesebeck bei der leidenden, durch Leiden ungebeugten Fürstin das Amt des Cabinetssecretärs und entwickelte dabei eine Thätigkeit, welche nur auf der Grundlage einer tiefgehenden Bildung zu leisten war.
Durch die Anwesenheit Ihrer Majestät an Bord wurde nichts an der Tageseinteilung der früheren Reisen geändert; auch alle Landausflüge behielten denselben Charakter bei. Der Kaiser wollte eben seiner hohen Gemahlin ein Bild geben von den alten Nordlandfahrten, von denen so oft im Schloß die Rede gewesen war.
Deshalb wurden die Mahlzeiten, ganz wie sonst, gemeinsam eingenommen, ein Frühstück um halb neun Uhr, ein Mittagessen um ein Uhr und eine Abendtafel um acht Uhr. Die Pünktlichkeit, mit welcher die Kaiserin jeder Zeit, auch zu den frühen Tagesstunden, erschien, mag den deutschen Frauen ein Vorbild sein. Unter ihnen dürfte es nur wenige geben, die während einer mehrwöchentlichen Seereise nicht gelegentlich hätten auf sich warten lassen.
Wir waren in der Regel um den Kaiser versammelt, wenn Ihre Majestät, begleitet von der Hofdame Fräulein von Gersdorff, des Morgens auf Deck erschien. Das fast ausnahmslos gute Wetter gestattete, daß das Deck des Schiffes als Versammlungspunkt vor den Mahlzeiten dienen konnte. Wenn dann der Hausmarschall den Majestäten gemeldet hatte, daß Alles bereit wäre, so begaben sich diese in den auf dem Deck erbauten Speisesaal. Der Kaiser nahm seinen Platz in der Mitte der Tafel gegenüber der Kaiserin, und Herr von Lhncker bestimmte jedesmal die vier Personen, welche die Ehre haben sollten, neben den Majestäten zu fitzen. Sowohl hierin, wie auch durch den Umstand, daß der übrige Theil des Gefolges die Plätze nach Belieben wählen durfte, fand eine Abweichung von der Etiquette statt. Denn diese weist jedem zur Tafel befohlenen Gast denjenigen Platz an, welcher ihm nach der Hof-Rangordnung gebührt. Daß für die „Fahrtgenofsen" des Kaiserschiffes eine Ausnahme gestattet und eingeführt wurde, das lag wiederum in den be-