Tie Nordlandreise des Deutschen Kaiser-Paares im Jahre 1894. Z?1
gerufen wird, zum Aufwerfen naturwissenschaftlicher Fragen geneigt macht. Der Kaiser betrachtet die Natur mit elementarer Unbefangenheit und läßt sich nie an oberflächlichen Erklärungen genügen. Ich kenne keinen besseren Prüfstein dafür, ob man einen Gegenstand beherrscht oder nicht, als daß man vom Kaiser darüber befragt wird. Denn die Antwort muß durchaus klar aus- fallen, wenn sie befriedigen soll, und das Bemänteln der Unklarheit durch wissenschaftlich tönende Phrasen wird als das verworfen, was es ist: als unwürdig.
Am oberen Rande der Terrassenstufe von Skjervet breitet sich waldbestandenes Land aus mit kleinen Sumpfseen, in deren Nähe die Wasserscheide des Fjordes von Hardanger und des Thales von Vos liegt. Dann senkt sich die Straße, ist aber so gut angelegt, daß man im scharfen Trabe fahren kann. Dies geschah, und trotz des erwähnten Anstiegs, im Ganzen 266 ni, legte der Kaiser die dreißig Kilometer von Eyde nach Vos in zwei Stunden zurück.
Hier wurde das Frühstück eingenommen und alsdann die Fahrt fortgesetzt. Diesmal war die Reihenfolge eine andere. Der Kaiser fuhr voran, begleitet von wenigen Herren. Dann folgte Ihre Majestät. In kurzer Zeit waren alle übrigen Gefährte unterwegs; ich selbst wurde zum Nachzügler.
Mit derselben Behaglichkeit, mit welcher mein langsames Pferd den Weg zurücklegte, betrachtete ich wiederum eine Landschaft, die ich so oft passirt hatte. Sie ist durch Mannigfaltigkeit gekennzeichnet, durch Ausblicke auf Wasserfälle, ausgedehnte Wiesenstrecken und schneetragendes Gebirge. Anfänglich lieblich, wird sie allmälig rauher. Der Opheims - Band, welcher die Wasserscheide gegen das Sogne-Gebiet bildet, liegt bereits so hoch, daß die Umgebung den sjeld - artigen Charakter annimmt. Längs dieses Sees läuft die Straße und führt vom anderen Ende desselben in kaum merklicher Neigung durch ein breites Jochthal nach Stalheim, wo ein überraschender Wechsel der Scenerie eintritt. Denn hier senkt sich die Thalsohle schroff und tief, und man sieht nieder in eine Art von Kessel, dessen Wände aus aschgrauem Labrador-Gestein bestehen. Die eigenthümlichen Formen der nackten Felsberge, ihre Farbe und die Tiefe, zu welcher die fast vertical gestellten Gesteinswände niedergehen, combiniren sich zu einem merkwürdigen Gesammtbilde, von dem man sagen muß, daß es einzig dasteht. Diesem Umstand verdankt Stalheim seine Berühmtheit.
Das Hotel daselbst gewährte die Möglichkeit eines geeigneten Quartiers für das Kaiserpaar. Die Gemächer waren behaglich eingerichtet und standen in Verbindung mit einer gegen das Naeröthal geöffneten Veranda, welche leidlichen Schutz gegen photographische Angriffe gewährte. Bei seinem ersten Aufenthalt hatte sich der Kaiser mit einem kleinen Zimmer ganz einfacher, wenn auch zweckmäßiger Einrichtung begnügt. Mittlerweile war das Hotel erweitert worden und bot nun eine Zahl größerer und comsortabler Räume.
Der starke Fremdenznfluß, welcher während der guten Jahreszeit nie eine Unterbrechung erleidet, machte es an sich unmöglich, das ganze Hotel mit Beschlag zu belegen. Jndeß waren so viele Räume im Voraus gemiethet, als für die behagliche Unterbringung des Hoslagers erforderlich war. Die Mahl-