Acker Ueo-Gitalismus.
Rede
zur Feier des Leibnizischen Jahrestages in der Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 28. Juni 1894
gehalten
von
G. du Vois-Reiimond *).
^Nachdruck untersagt.s
Descartes, von welchem sonst so viel Großes ausging, behauptete bekanntlich, die Thiere seien, im Gegensatz zum Menschen, seelenlose Geschöpse, mit einem Wort, Maschinen; was um so schwerer zu begreisen ist, als man nicht recht Weiß, was für einigermaßen thierähnliche, also doch Wohl automatische Maschinen ihm seiner Zeit bekannt sein und bei jenem Vergleich Vorschweben mochten.
Leibniz, zu dessen Andenken wir versammelt sind, schrieb zwar den Thieren eine Seelenmonade zu, dehnte aber diese Vorstellung auch auf den Menschen aus, indem nach seiner Lehre alle Vorgänge im menschlichen Körper rein mechanisch ablausen, und die entsprechenden Seelenzustände, Sinnesempfindungen und Willensäußerungen, ohne ursächlichen Zusammenhang mit den gleichzeitigen körperlichen Vorgängen, gleich diesen durch Gott beim Schaffen der zugehörigen Seelenmonade im Voraus geregelt wurden. So glaubte er das Problem der scheinbaren Wechselwirkung einer immateriellen Seele und eines materiellen Körpers durch eine prästabilirte Harmonie beider lösen zu können; eine Theorie, welche, nicht viel glücklicher erdacht als der Occasionalismus der Cartesianer, außer ihrem Urheber selber, der daraus den größten Werth legte, Wohl kaum noch Jemand befriedigt hat. Eine Seite seiner Lehre verdient aber, wie sich zeigen wird, noch heute Berücksichtigung. Sichtlich läßt er die ganze organische Welt mit allen ihren Wundern, ihrer äußeren Anpassung und inneren Zweckmäßigkeit, rein mechanisch zu Stande kommen. Bei Leibniz ist von keiner Lebenskraft, keinem Hippokratischen
*) Aus den Sitzungsberichten der Akademie rnrtgetheilt vom Verfasser.