Grete Minde.
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Vater und erzählt ihm alles und sagt ihm alles, und sagt ihm auch, das; er Schuld sei, ja er, er, und daß sie mich heiratheu wolle, nächstens schon, wenn er nicht anders würde, ganz anders. Und dann lacht er immer, weil er cs gern hört. Aber sie sagt es noch lieber."
Grete, die, während er sprach, eine Menge der umherliegenden Kastanien gesammelt und ansgezogen hatte, hing sie sich jetzt als Schnur um den Hals und sagte: „Wie kleidet es mir?"
„Ach, Dir kleidet alles. Du weißt es ja, und alle Leute Wissens. Und sie sagen auch, es sei hart, daß Du Dein Leben so vertrauern müßt. Immer so mit dem Kind ..."
Grete scuszte. „Freilich, es ist nichts Fein's; aber bei Tag ist es ein Spielzeug, und dann sieh, dann giebt mir's auch zu lachen, wenn ich so seh', wie sie das Würmchen aufputzen und einen kleinen Prinzen aus ihm machen möchten. Denn Du mußt wissen, es ist ein häßlich' Kind, und alles an ihm hat eine falsche Stell' und paßt nicht recht zusamm', und ich seh' es in Gedanken schon groß, wie's dann auch so hin und herschlänkert, grad' wie der Gerdt, und sitzt immer krumm und eingesunken, und streckt die Beine weit, weit von sich. Ach, es hat schon jetzt so lange dünne Betuchen. Wie die Spinn' an der Wand."
„Und Trud?" fragte Baltin.
„Die sieht nur, daß es ein hübsches Kind ist, oder sie thut doch so. Und dann fragt sic mich: „Nicht wahr, Gret, es sieht gut?" Und wenn ich dann schweig' oder verlegen seh', dann redet sie auf mich ein und dann heißt es: „Sich doch nur den Mund; ist er nicht klein? und hat auch nicht solchen Wulst. Und seine Augen stehen nicht so vor." Aber es Hilst ihr nichts, es ist und bleibt der Gerdt, und ist ihm wie ans dem Gesicht geschnitten."
Baltin schüttelte den Kopf und sagte: „Und das ist alles was Du hast?!"
„Ja und nein. Und Du mußt mich nicht bedauern. Tenn ich habe ja noch die Regiue, die mir von alten Zeiten erzählt, und ich habe Gigas, der mir seine Blumen zeigt. Und dann Hab' ich den Kirchhof. Und mitunter, wenn ich ein rechtes Glück Hab', dann Hab' ich Dich."
Er sah sie zärtlich au und sagte: „Du bist so gut, und trägst alles,
und willst nichts."
Sie schüttelte den Kopf. „Ich will eigentlich viel, Baltin."
„Ich glaub's nicht."
„Doch, doch. Denn sieh', Liebe will ich, und das ist viel. Und ich kann kein Unrecht sehn. Und wenn ichs seh', da giebt es mir einen Stich, hier gerad' ins Herz, und ich möchte dann weinen und schrein."
„Das ist es ja, Grete. Darum bist Du ja so gut." Und er nahm
ihre Hand und drückte sie und sagte ihr, wie lieb er sie habe. Und dann sprach er leiser und fragte sie, ob sie sich nicht öfter sehen könnten, so wie heut, und so ganz wie von ungefähr. Und dann nannt' er ihr die Plätze, wo's
am ehesten ginge. Hier der Kirchhof sei gut, aber eigentlich die Kirche drin.