Grete tckinde.
§59
Als sie fort waren, wandte sich Grete wieder, nnd sagte, ohne daß cs einer neuen Aufforderung bedurft hätte: „Ja, so war es. Ter Hagre, mit
den Schlackerbeinen und der häßlichen, spitzelt Filzmütze bat Ihn eben, daß er ihm als einen Bringerlohn eine von den Seelen wieder freigeben solle, — da gab es einen Knall, und als ich mich umsah, sah ich, daß alles nach der Thüre hindrängte. Denn da, wo das Spiel gewesen war, war alles Rauch und Qualm und Feuer. Und ich dachte, der letzte Tag sei da. Und Einreutz hatte mich bei der Hand genommen und zog mich mit sich fort. Aber mit einem Male war ich von ihr los und da stand ich nun und schrie, denn es war, als ob sie mich erdrückten, und zuletzt halt' ich nicht Lust und Athen: mehr. Da packte mich Valtin von hinten her und riß mich ans dem Gedränge heraus und in den Saal zurück. Und ich meinte, daß er irre geworden, und so wollt' ich wieder in den Knäuel hinein. Er aber zwang mich aus eine Bank nieder und Hielt mich mit beiden Händen fest. „Willst Du mich morden?" rief ich. „Nein, retten will ich Dich." Und so hielt er mich, bis er sehen mochte, daß das Gedränge nachließ. Und nun erst nahm er mich aus seinen Arm und trug mich über den Vorplatz und die Treppe hinunter, bis wir nnten aus dem Marktplatz waren. Da schwanden mir die Sinne. Und was weiter geschehen, weiß ich nicht. Aber das weiß ich, daß ich ohne Valtin erdrückt oder verbrannt, oder vor Angst gestorben wäre."
Ter alte Minde war an einen Schrank getreten, um von seinem Melissengeist, den er noch bei den Brügger Carmeliterinneu erstanden hatte, ein paar Tropfen in ein Spitzglas mit Wein und Wasser zu thuu. Grete nahm es; und als eine halbe Stunde später Trud und Gerdt von ihrem Ausgange zurückkehrten, versicherte sie, kräftig genug zu sein, um ohne Beistand in ihre hohe Giebelstube hinaussteigen zu können.
Regine.
Diese Giebelstube theilte sie mit der alten Regine, die von lange her das Minde'sche Hauswesen führte. Freilich, seit Trud da war, war es anders geworden, aber zu Niemandes rechter Zufriedenheit. Am wenigsten zur Zufriedenheit der alten Regine. Diese setzte sich jetzt an das Bett ihres Lieblings, und Grete sagte: „Weißt Du, Regine, Trud ist böse mit mir."
Regine nickte.
„Und darum könnt' ich's nicht sagen," fuhr Grete fort „ich meine das von dem Valtin und daß er mich ans dem Feuer herausgetragen; und sie merkte wohl, was es war und warum ich schwieg und mich abwandte. Denke nur, ich soll nicht mehr sprechen mit ihm. Ja, so will sie's; ich weiß es von ihm selbst; er hat mir's heute gesagt. Und er hat es von der Emrentz. Aber die hat gelacht. Höre, Regine, der Emrentz könnt' ich gut sein. Wenn ich doch eine Mutter hätte wie die! Ach, meine Mutter! Glaubst Du nicht, daß sie mich lieb hätte?"
„Das hätte sie," sagte Regine und fuhr sich mit der Hand über das