H -Paul lseyse in München. -
weg nicht unternehmen durfte. Sicher aber war unten ein Einspänner aus- zntreiben.
Ich hatte mich auf einen frischgefällten Stamm gesetzt, um, ehe ich zum Städtchen hinunterstieg, noch ein wenig auszuruhen. Das Land unter mir lag in tiefer Nachmittagsrnhe, und aus den Schornsteinen der alten Häuser wirbelten nur dünne Rauchwölkchen auf, die anzeigten, daß die guten Hausfrauen ihren Kaffee kochten. Darüber hinaus die weite flache Ebene mit ihren buntgewürfelten Aeckern, wo die Wintersaaten schon lustig grünten. Fast genau aber in der Mitte zwischen meinem Waldrand und den ersten Häusern lag ein großer Weiher mit Gebüsch und einigen höheren Erlen eingefaßt, dessen Fluth eine seltsam schwärzliche Farbe hatte, obwohl sich der reinste Frühlingshimmel darin spiegelte. Der Boden ringsum war quellig, und es mochten da in der Einsenkung wie in einer ungeheuren Cisterne alle Wasser der nächsten Umgebung zusammenrinnen. Ich weiß nicht, warum mir das schwarze Becken so unheimlich schien, obwohl es von Vögeln, die in den Ufergesträuchen nisteten, mit lautem Zwitschern umflogen wurde. Aber meine düstere Verstimmung sog eben Nahrung aus dem Unschuldigsten.
Wie ich endlich, die Angen aufhob, um mich nach einem gebahnten Pfade umzusehen, der bequem hinnnterführte, bemerkte ich zur Rechten, kaum einen Steinwurs weit von meinem Sitze entfernt, ein einsames und sehr niedriges Häuschen, das dicht an die Wurzeln der letzten Bäume herangerückt war und jetzt schon im Schatten stand. Der alte, verfallene Zaun, der ein Stück Feld umgab, der Taubenschlag, in dem sich nichts Lebendiges mehr regte, das Ziegeldach, dessen Schäden mit Schindeln und Feldsteinen noth- dürstig geflickt waren, das Alles sah verlassen und verwahrlost aus; aber ein Weg mußte doch von dort zur Stadt hinunterführen, und so erhob ich mich und schleppte mich langsam nach der Hütte hin.
Die Vermuthung, daß ein Waldhüter hier seine Wohnung habe, gab ich auf, sobald ich den grenzenlosen Verfall der alten Baracke in der Nähe betrachten konnte. An der Wetterseite war aller Bewurf von der Mauer weggebröckelt, der Regen mußte auch durch die Löcher des schiefgesunkenen Daches freien Zutritt haben; das Stück Land hinter dem dürren Zaun, das vor Zeiten ein Gärtchen oder ein paar Gemüsebeete getragen haben mochte, war zu einem wüsten Kehrichthaufen geworden, auf dem eine einzige schwarze Henne fieberhaft herumtrippelte und zwischen dem Unkraut und den hohen Nesseln nach etwas Eßbarem scharrte. Die Nordseite, dem Abhang zugekehrt, hatte zwei kleine Fenster mit zerbrochenen Scheiben und eine Thür in der Mitte, die weit offen stand. Ich blickte in den nnsäuberlichen Flur hinein, es war keine Menschenseele drinnen zu hören oder zu sehen. Schon wollte ich wieder zurücktreten und den schmalen Fußweg verfolgen, der hinter dem Zaun herum sich nach der Tiefe zuzuschlängeln schien, als ich durch das Geschrei eines Esels erschreckt wurde, ja wirklich erschreckt, denn ich habe in