Briefe von Moritz von Schwind.
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kann doch nicht wohl bei. . . ens anfragen. Sie können sich denken daß wir sehr besorgt sind, und sehr dringend um ein Paar Zeilen Auskunft bitten. Vielleicht ist das ganze auch eine Fabel?
Ich hoffe es geht Ihnen noch gut, das demokratische Comits dürfte aber bald einiges Unheil herbeiführen. Gefiele es doch dem gütigen Himmel es so einzurichten, daß kein einziger dieser Schlingel davonkömmt. Die heut früh cingetroffenen Nach-- richten aus Prag lauten dahin, daß die Bürger als sie sahen, daß die 8rvoruo8t anfing anzuzünden und zu plündern, sich endlich zum Militär geschlagen, und solchergestalt die süßen Bömaken „vertilgt" worden seien. Leider wird es wieder nicht ganz wahr sein. Was für ein Esel war ich daß ich nicht gleich bei dem ersten Glimmen der Morgenröthe nach Amerika gewandert bin! Da ich wußte aus welchem Loch der Wind bläst. Es sieht nicht aus, als wollte sich irgend was gut einrichten, das beste ist vielleicht daß das Alpenhorn von Proch nicht mehr so oft gesungen wird. Hier ist man noch am besten dran, es ist schon erstens niemand hungrig, und zweitens hat die Münchner Bürgerschaft ihre Faust drauf gelegt Ordnung zu halten, und das will was sagen. Heute Nacht war eine Katzenmusik beabsichtigt, kam aber die ganze Capelle sehr ins Gedräng und ein Dutzend ist arettirt. Wer? Juden und ein Paar Wiener Studenten. On äit gesehen habe ich sie nicht. Der Polizei Direktor ist ein wahrer Satan und ich wage zu hoffen, daß Bayern in diesem allgemeinen Tollhausspiel vernünftig bleibt. Von den Capellmeistern ist der jüngste — Kunz — ein braver Mann und guter Freund — sehr bedenklich krank. Fehlt der Schluß.
Sollen Sie glauben daß ich wieder ein ziemlich großes Bild unternehme? 7 Schuh hoch und breit, Gegenstand nichts weniger als zeitgemäß. Da ich aber mein eigner Mäcen bin und nichts zeitgemäßes weiß, als wie der Teufel in die Säue fährt, so lasse ichs beim Grafen Gleichen mit seinen beiden Frauen bewenden. In meiner Art ist da auch von Deutschland die Rede, aber nicht im Sinne des demokratischen Vereins. Ich arbeite dießmal mit ganz besonderer Pomade, und ich arbeite auf die Auflösung eines Farbenproblems los von dem ich die 8ati8kaotiou erwarte, daß ich nicht umsonst auf meinem wenig belobten Wege geblieben bin. Weil mir dabei meine Franks. Bewunderer einfallen kann ich nicht unterlaßen (vielleicht zum zweiten Mal) zu erwähnen, daß die heimkehrenden Schnitter zum besten des Unterstützungs Vereins ausgestellt, besagter Cassa 25 f. Auslagen eingetragen hat.
Transport f. 50 Einnahme 25 Rst. — 25
Mit meiner Frau und meinem älteren Bruder, der aus dem Rückwege von London nach Wien uns besuchte, war ich in Salzburg der Meinung meinen zweiten Bruder zu treffen. Da dieser aber meldete daß er nicht von Aussee wegkönne, entschlossen wir uns kurz und gut und reisten hin. Welch ein Land und in dieser Jahreszeit! Verdienen die Menschen eine so schöne Erde, wenn sie toll genug sind sich so aufzuführeu wie sie thun? Was ist aber von einer Race zu erwarten, die in nichts einig war als das Alpenhorn von Proch zu singen sage ich noch einmal. Ich frage Sie auf ihr Gewissen, ob Sie schon je, einen so albernen Brief von mir bekommen haben, das ist auch eine Folge des Völkerfrühlings und muß ertragen werden.
Ein Lichtpunkt in allen diesen Teufeleien ist der unerschütterlich gute Humor unsrer kleinsten Tochter. Sie lacht den ganzen Tag, und stampft mit dem P . . . dazu. Dazu erfreut sie sich eines röthlichen Schopfs was immer ein Hauptgusto von mir war. Die größeren zwei sind schon auf der Bahn des Fortschritts, sie lärmen wie unsinnig und haben bereits ganz zeitgemäße Anwandlungen von Halsstarrigkeit
Nord und Süd. XIV, 40 . 3