Briefe vonMoritz vonSchwind.
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mäße Dichtung in Musik gesetzt, und bei Mechetti in Wien erscheinen lassen, das liest sich in den Wiener Zeitschriften. Einige gute Märsche könnte man jetzt brauchen, aber welcher wird der beste sein? Der bei einer höchstfcyerlichen Gelegenheit, von der möglichst großen Banda bei schönem Wetter in einer zeitgemäßen Stadt auf- gesührt wird. Um von meiner Wenigkeit zu reden bin ich daran die letzten Striche am Rhein zu machen. Er soll auf der dießjährigen Ausstellung — 25 ten Aug. dem Publico vorgeritten werden. Wenn nur die verschiedenen Wappen nicht ein demokratisches Scheiben schießen Hervorrufen, dann bin ich schon zufrieden. Außer den laufenden kleinen Beiträgen zu den fliegenden Blätter habe ich alles was angefangen war fertig gemacht und einige Wasserfarbenzeichnungen üonorarm oan8a verfertigt. Wie angenehm wird es sein, ganz ohne Verpflichtungen, und anhängende Anfänge, sich aus ein Werk mit allem amors zu oonoontriren. Es hat mir doch zu schaffen gemacht der Hoffnung, ja der Nächstliegenden Möglichkeit, zu entsagen, durch noch ein Paar größerer Werke, die das Publicum nicht übersehen kann, den früheren noch zu etwas mehr Geltung zu verhelfen. Ich kann ganz einfach das baare Geld nicht auslegen, das die großen Rahmen etc. kosten, wenn mir auch Zeit und Mühe nicht bezalt wird. So überlasse ich denn die große Bühne andern, und ziehe mich unter meine Lindenbänme, ich bin da vielleicht besser am Platz, und keinenfalls werde ich der Narr sein und mir meine Pfeife nicht schmecken lassen. Das kleine tnsonlnln hat einige Reize, und hat so viel ländliches als sich mit einer prok688ura vereinigen läßt. Die Kinder sind Gott sei Dank gesund und werden den schönsten Platz haben zum hcrumspringen. Das kleine das Sie nicht kennen ist ganz allerliebst. Frau und Schwiegermutter grüßen allerbestens, und nun käme noch eine große Aufzälung von Freunden die wir herzlich gegrüßt wünschen, und über die einige Nachrichten sehr erfreulich wären. Als da sind ... M .... Malz, Fr. Wenner Frl. B .... Fr. Rth. Willemer re. re. Alles Schöne an die Frau Gemalin — meine Damen sind in's Wasser gegangen, sonst würden sie mir noch mehr auftragen, und thun Sie das Ihrige dazu, sich auch einmal bei mir zu rasiren ich habe einen schönen Spiegl vom 9 L. Stand, Vciiou, und bald wieder schreiben, und den Herrn zur Herreise aufmuntern von Ihrem
alten Freund Schwind.
VIII.
München 14 ten Jenner 1849.
Liebster Freund Schaedel!
Mit dem Tobi*) seiner Beherbergung ist es nichts gewesen. Gerade die Zeit, wo er erst Pflege brauchte und Zeitvertreib, da konnten wir ihn nicht haben, weil er nicht aus dem Zimmer durfte. Er war indessen bei seiner braven Hausfrau ganz gut versorgt, an Besuchen hatte er keinen Mangel, und so kam daß ich ihn die ganze Zeit nicht anders als kreuzfidel getroffen habe einmal über das erste Glas Bier dann über die erste Cigarre item alle Tage über einen neuerlaubten Genuß. Seit 3—4 Tagen geht er aus, und da kommt er natürlich zu uns zum Essen und bleibt nach und vorher nach Belieben. Da ihm eine einfache Hausmannskost, als das zuträglichste empfolen ist, so sind wir durchaus nicht in der Lage, ihm zu Lieb irgend einen Aufwand zu machen. Stelle das der Fr. Andreä vor und sag ihr wir seien ohnedem schon in die größte Verlegenheit gesetzt: ich durch eine gewaltige Sendung Cigarren, meine Frau durch eine schöne Nadel, die sich der galante Tobi,
*) Die jungen Frankfurter Tobias Andrcae - Willemer und Otto Donner hatten sich der Malerei gewidmet und wurden von den Schwind befreundeten Familien dessen besonderer Obhut anempfohlen.
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