Issue 
(1880) 40
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3st> - Bernhard Schädel in Darmstadt. -

mit keiner Gewalt abhalten ließ, ihr zu verehren. Wenn Du ihr einen Wink geben kannst, die Hausfrau irgend mit Dank anzusehen, wird es eine gute Wirkung machen; sie war unverdrossen zu allem und voll Antheil. Es ist eine hübsche junge Beamtcnsfrau. Donner ist fleißig, hat aber durch Tobis Krankheit gewaltig Zeit verloren. Der brave Kerl war als Krankenwärter Vorleser und alles mögliche unermüdlich.

Unter den Zeit Ereignissen kommen doch ein Paar vor, die mich näher angehcn. Erstens daß der Hr. Oberst Majerhofer einen glänzenden Sieg erfochten an der Spitze von 20000 Mann, daß man einen Vetter von mir im Stadtgraben nicder-

geschoßen (es war ein Lump in folio das kann ich ihm bezeugen: St.) und

daß die B. Perm die ich seit 25 Jahren als dumme Gans verehre als Amazonen Anführerin, ins Zuchthaus gewandert ist. Mein Bruder sitzt noch immer in Mailand, und ich hoffe, auf die ungrischen Ereigniße hin sicherer als vorher.

In mnsioalibuZ lebe ich wie Gott in Frankreich. Die gewiße Zeichnung wurde der Fr. Hetznecker feierlich überreicht, und bei dieser Gelegenheit von Seite der Hof­kapelle beschloßen alle Montag zusammcnzukommen und Musik zu machen. Alle Einladungen Einführungen etc. wurden von vornherein verschworen, nur ich ganz allein, den man für einen Haupt-Veranlasser halten zu müßen sich embildet, erhielt durch eine sehr liebliche Gesandtschaft meine Ausnahme als Mitglied. Es setzt alle Abend ein Paar Violinquartette Clavier, Gesangstücke Lieder kurz das ausgesuchteste. Dazu ißt man für sein Geld, trinkt Bier und zündet sich um zehn Uhr seine Cigarre an. Die Frau Louisl war ein Paarmal mit, weiß aber immer Ausreden. Ich weiß nur soviel daß ich lieber mit Leuten umgehe die für Musik begeistert sind, als mit politisirenden Malern,.

Nachdem ich die fatalsten Stimmungen durchgemacht, leider bis zur Rückkehr meines alten Nervenübels, bin ich doch wieder flott geworden, auf meinem alten aber braven Kunstgaul. Er geht mir gerade nicht mehr durch, aber Wenns darauf ankommt, so macht der Kerl noch Anstrengungen trotz einem jungen. Ich wünschte mir nur noch einige Paar Pfoten. Der Tag wird Gott sei Dank länger, und ich habe ein fast ungestörtes Jahr vor mir. Nach Frankfurt wird bald die Mumm'sche Zeichnung kommen, kannst Du ihm sagen den Heiden ein Aergerniß hoffe ich.

Weihnachten war sehr brillant bei uns. Wenn Du uns wieder besuchst wirst Du unfern Salon, um einen gemalten Luster reicher finden der sich gewaschen hat, aber vielleicht bessert sich's wieder. Leb recht wohl und schreib recht bald wieder-

Hoffentlich gehts Deiner Frau besser, was ich ihr von Herzen wünsche, und Deine Kinder sind gesund. Frau und Fräulein C . . . . bitte uns schönstens zu empfehlen. M . . . /s möchten sich doch jetzt schon an den Gedanken gewöhnen, daß es für sie unerläßlich sei diesen Sommer nach München zu kommen. Hast Du kein Geschäft machen können mit den Schallcrischen Statuetten? Denke doch daran, der gute Kerl spürt den Völkerfrühling auf das unangenehmste. Mit dem neuen König geht es gar nicht. Auch die Münchner jammern. Es scheint das alte Uebel der Unentschloßenheit und wie Schwandaler sagte, das Blut Carl des Großen oder vielmehr der Stolz darauf zu wirken. Daß mich auch der Guckuk gerade Herdringen muß wo der alte abdankt.

Von der Frau alles Schöne nach allen Seiten und somit prost Neujahr

Dein alter Freund

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Schwind.