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(1880) 40
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Briefevon Moritz vonSchwiud.

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IX.

München 27 tm Jenner 1849.

Liebster Freund Schaedl!

Erschrick immerhin daß schon wieder ein Brief kommt, denn dießmat kostet dichs Geld und Zeit.

Es gibt ein Spiel das in Carlsruh Zitier und Wackl, in FrankfurtHäkelspiel" heißt. Eine Anzahl solcher Stängelchen ich glaube

100 in einer beinernen Kapsel. Ein solches kaufe und zwar das Hübscheste das Du kriegst, thue es in eine Schachtel mit Brennten, wenn man sie zu kaufen bekommt und schicke es xsr xo8t an mich in diek. Akademie der bildenden Künste" adressirt. Ich .könnte Dir eine schöne Geschichte dazu erzälen, aber das geheimnißvolle und romantische in der Sache ist allzureizend. Wenn die Post sich auf Nachnahme einläßt, d. h. Dir das Geld auszahlt und es bei mir in Empfang nimmt so ist dieser schwierige Punkt gleich geordnet, wo mcht wird in Bälde bei Freund Goebl Geld für mich flüßig werden, wo ich Dir dann gerecht werden kann. Laß mich nicht stecken Freund und wenn Du Brennten kriegen kannst so laß es eine tüchtige Schacht! sein. Wenn Du Freund Mumm siehst, so sag ihm daß seine Zeichnung fertig ist, nur wird noch hin und her dran gefeilt, und Samstags wandert sie für eine Woche auf den Kunst-Verein, um dann nach Frankfurt zu reisen. Ich habe das allerbeste dran gethan/ es wird ihn aber eine schwere Ladung Markobrunner kosten. Bei mir im Haus wo Gott sei Dank alles wohlauf ist, prangt ein gemalter Luster, den ich zu Weihnachten verfertigt habe das Uhlandische GedichtEberstein Eberstein, heut Nacht wird dein Schlößlein gefährdet sein" darstellend der sich gewaschen hat. Der wunderliche Heilige ist endlich ausgestellt und macht eine Art kuroro. Ich beschäftige mich viel mit Porträten (unbezalten versteht sich) theils weil es nichts giebt, was angenehmer anregt als nach der Natur malen, und weil es mich fördert für die Art und Weise wie der Graf Gleichen gemalt werden muß. In den Osterferien werde ich wohl nach Gotha und Erfurt wandern um die Lokalität in Augenschein zu nehmen, den Grabstein und was sich etwa noch vorfindet. Werde ich es aushalten von Eisenach nicht nach Frankfurt zu machen? Ich zweifle wenn anders das Geld langt. Wenn ich für gewiße Zeichnungen, die mir, dem Himmel sei Dank bestellt sind, einen ordentlichen Preis kriegen kann so wird sich's thun leider nur auf ein oder zwei Tage. Unser Haus heizt sich ganz gut und Abends ist das unterirdische Eßzimmer ganz gemüthlich. Leb recht wohl und besorgedas Geheimniß", dessen in Briefen keine Erwähnnng zu thun, so schnell es Dir möglich rst. Tobt ist als ganz gesund anzusehcn ja als gesünder als zuvor. Er will nicht mehr bei uns essen was aber nicht gelitten wird. Donner hat seinen Körner glücklich gezeichnet, und fangt an ihn zu malen. Ich halte mich um die Wege und laße ihm nichts durchgehen. In ein Paar Jahren muß das ein gemachter Mann sein.

Grüße alle Bekannten schönstens vor allem Frau und Kinder denen ich alles Wohlsein wünsche.

Dein alter Freund

Schwind.

X.

(Poststempel vom 10. März 1849.) Lieber Freund Schaedl!

Deinen Brief habe wiederholt mit Freude, leider aber auch mit noch anderen Gefühlen gelesen. Eine werthe Anhänglichkeit nicht mit der alten Frische erwiedern zu können, thut verteufelt weh, weil es mehr als alles andere merken läßt, daß die