Issue 
(1880) 40
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Briefe vonNoritz von Schwind.

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Keller ist etwas zu spüren. Irgend eine neidige Seele muß uns das aufgebracht haben. Wegen des Transparentes meint meine Frau daß es nach Sachsenhausen gewandert sei. Es wäre also Steinle zu befragen. Wenn man sich dessen bedienen will habe ich nichts dagegen, kann aber die Bemerkung nicht unterlassen, daß es von einem traurigen Verhältnis; zwischen Frankfurt und seinen Künstlern zeugt, wenn sie sich's bei einer so bedeutenden Gelegenheit nehmen lassen dürfen, daß ihrige zur Verherrlichung der Feier beizutragen. Dann möchte man ja Sorge tragen daß H. Prof, und Dep. H.bei der Aufstellung nicht wieder zwei Quer­

balken zwischen das Transparent und die Lampen bringt, die dann zwei breite Schattenstreifen durch das Bild ziehen.

Die vielbesprochene Ausführung der Clavier Phantasie ist fertig. Nur braucht es noch zusammengesetzt zu werden und eine fleißige Feile. Ein schönes Märchen von den sieben Naben wird sobald ich einige Schuldigkeits Arbeiten vom Hals habe, vorgenommen. (7 Blätter). Mit solchen Sachen kann ich mich durchbringen, wollte ich etwas machen was irgend auf Deutschland Bezug hat Zorn und Beschämung ließe mich zu keinem Strich kommen.

Die drei Brüder Lachner haben jeder ein Quartett geschrieben und sie neulich Prokuren lassen, wobei ich unglücklicher Weise fehlte. Sonst happerts mit Musik. Franz L. Oper wird anfgcführt. Bereits wird an den Decorationen gemalt. Frau und 3 Kinder sind Gott sei Dank wohlauf. Die Dvnnerschen Aeltcrn sind hier aus Tirol zurück, und nehmen noch die nöthige Kunst Ladung zu sich.

Alles Schöne an die Deinigen und Mahnung an M . . . . der geschworen hat, nach München zu kommen.

Kannst Du keine Dichter Statuetten anbringen? schau doch.

Aoieu

Dein alter Freund Schwind.

XIV.

München 24tcir Nov. 1849.

Liebster Freund Schädel!

Es ist heute gerade wieder so ein nebliches Sauwetter, wie voriges Jahr in den angenehmen Tagen Deines Hierseins, so verschaffe ich mir denn schreibend, ein Surrogat des Geschwätzes das mir, Du darfst es glauben, sehr abgeht. Familie ist Gott sei Dank wohl ans, und die Freundschaft, um meinen alten Cameraden Thäter, den wir als Kupferstich Professor an die Akademie bekommen haben, vermehrt.

Unser gestrenger HE. Director Kanlbach, der Glanz des Weltalls, zeigt sich.

Die vielbesprochene Zeichnung mit dem Becthovischen Musikstück ist schon längere Zeit fertig. Obwohl ich sie nicht öffentlich ausstellte, brachte sie mir gewaltigen Beifall ein, und ich wünschte nur, es bestellte sie jemand in einem etwas größeren Maaßstab auszuführen. Ich schreibe Dir ein Programm ab, das ich dem König zustellte, um ihn etwas vorzubereiten: Zur Probe eines der anmuthigsten Werke BeethovensPhantasie für Clavier Orchester und Chor", dem einzigen das in dieser Weise instrumcntirt, und dadurch im Bilde zu erkennen ist, hat sich die bunte musikalische Welt eines Bade Orts, in dem zur festlichen Aufführung geschmückten Theater Saal versammelt. Die Sängerin eines kleinen Solos erweckt bei dieser Gelegenheit, die Aufmerksamkeit eines jungen Mannes. Dieses Paares harmlose Liebes Geschichte entwickelt sich in weiteren drei Bildern, die im Charakter mit den weitern drei Stücken eines Huartotto 4.nckants Losr^o XlIoZro Schritt halten; ein Begegnen ohne Annäherung der Muthwille eines Ball's auf dem man seine Gefühle laut werden läßt, und ein heiterer Moment der Hochzeits Reise, als man das Schlößchen des beglückten Gatten zuerst erblickt.